Komödie in fünf Akten

Der Sturm

 (DR)

Ein Herrscher ist des Regierens überdrüssig.
Ein Autor hat genug Stücke fürs Theater geschrieben. Prospero, der "Gedeihliche", zieht sich, zunächst gezwungenermaßen, aus den politischen Geschäften zurück, um sich ganz seinen Büchern zu widmen sowie seiner Zauberkunst. Shakespeare kehrt zu Beginn der zweiten Dekade des 17. Jahrhunderts London den Rücken und widmet sich, so wird behauptet, ganz den lokalen Belangen seines heimatlichen Stratford-upon-Avon. Der fürstliche Zauberer Prospero wird von seinem intriganten Bruder Antonio um den ihm gebührenden Thron in Mailand gebracht. Zusammen mit seiner Tochter Miranda muss er fliehen und wird auf einem Boot im Meer ausgesetzt. Beide landen auf einer einsamen Insel, auf der nur der Monstermensch Caliban haust. Zwölf Jahre später treiben die Feinde Prosperos an benachbarter Stelle an den Inselstrand. Da Prospero magischen Kräften in Gestalt des Luftgeistes Ariel befiehlt, macht er sich die
Natur untertan und die feindlichen Menschen gefügig. Saufbolde und Spaßmacher, im Gefolge der Städter ebenfalls an Land gespült, tun sich da schwer mit den ungeschlachten Kreaturen, die diese Neue Welt bewohnen. Entsprechend dem Gebot der Romanzen, zu welchen DER STURM zählt wie DAS WINTERMÄRCHEN und CYMBELINE, gibt es einen befriedigenden,
alle von Prospero je Gefangenen in die Freiheit entlassenden Schluss: Ariel fliegt in sein Luftreich hinaus. Caliban wird nicht mehr malträtiert. Die falschen Fürsten werden degradiert und beschämt. Prospero endlich kehrt zu Schiff und samt Tochter nebst ihrem Geliebten ins heimatliche Mailand zurück. Dort, so Prospero, "zieh ich mich zurück, wo mir ein jeder dritte Gedanke soll mein Grab sein." Metamorphosen, die ineinander greifen, jedoch ohne verbindliche Rückschlüsse der Biographie des Autors auf Prosperos Eigenart.  DER STURM entstand als eines seiner letzten Dramen um 1611.