Text von Bertolt Brecht

Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny

Eigentlich klingt das Ganze nach einer cleveren Geschäftsidee. Eine Mischung aus Start-up-Unternehmung, immerwährender Wellness-Oase und Hedge-Fond (um es zeitgemäß zu sagen). Kurzum: Die Stadt Mahagonny ist ein echtes Paradies. Hier lässt es sich herrlich leben, und alle Bedürfnisse werden wie von selbst erfüllt.
Da fehlt es nicht an Interessenten, den »Haifischen« aus den benachbarten Goldgräberstädten, die hier zuhauf ihre Gewinne lassen, angezogen von leichten Mädchen, billigem Whiskey und einem entscheidenden Standortfaktor: In Mahagonny gibt es keine Wirbelstürme. Oder um es im korrekten Brecht-Amerikanisch zu sagen: keine »Hurrikane«. Zumindest fast keine.

 (DR)

Als nämlich doch ein Hurrikan die Stadt bedroht, gilt schlagartig ein ganz neues Gesetz: Erlaubt ist, was gefällt, und sei es noch so schändlich. Zwar biegt der Hurrikan in letzter Sekunde ab, die Stadt aber blüht jetzt erst richtig auf. Die Bedürfnisse steigen und mit ihnen die Preise. Das allerdings wird zum Problem: Man darf zwar alles - aber nur, wenn man es bezahlen kann! Jim Mahoney, der Holzfäller aus Alaska, bekommt das am eigenen Leib zu spüren: Als ihm das Geld ausgeht, wird er zum Tode verurteilt. Seine Hinrichtung jedoch wird zum Anlass für eine riesige Demonstration. Das Ende der Stadt Mahagonny naht…