Unser zweiter Abgehört-Titel kommt heute von einem Oldie im deutschen Musikgeschäft: Reinhard Mey. Für viele ist er als der “Über den Wolken“-Typ abgehakt, aber da kam und kommt ja immer noch viel viel mehr. Album Nr. 24 ist gerade erschienen und bis auf Platz 1 der Charts geklettert. Als Wohltäter hat er sich mit vielen Benefizkonzerten schon längst erwiesen, oftmals ging auch der Erlös seiner CD-Verkäufe an Hilfsprojekte verschiedenster Art. Fans wie Götz Alsmann hat er sich vor allem durch seine poetischen Texte und die warme Stimme gemacht. An seinem harmlosen Gesangsstil hat sich über all die Jahre nichts geändert. Umso mehr trifft es einen dann, wenn man in den Texten hört, welche Geschichten und Fabeln er zum Teil zu bieten hat: Voll bissiger Ironie und tiefer Melancholie. Natürlich passt es zu seinem Birkenstock-Image, dass er bekennender Pazifist ist, aber auch anders gesinnte Menschen können sich seinen Worten wohl kaum entziehen, wenn er nun über den jungen deutschen Bundeswehr-Soldaten „Kai“ singt, der im Flugzeug unterwegs in einen sogenannten Friedenseinsatz ist und am Ende eben doch sterben muss. Besonders wenn man an die kürzlich gefallenen Deutschen in Afghanistan denkt, oder auch an die neue Tornado-Aufklärungsstaffel: Dann hinterlässt solch ein Song einen wirklich bitteren Nachgeschmack. Tickets für seine Konzerttournee im Herbst 2008 gibt es schon jetzt zu kaufen, genauso eben wie die neue CD „Bunter Hund“. Wohlbemerkt ohne den sonst mittlerweile obligatorischen Kopierschutz, denn Reinhard Mey sagt: „Meine Hörer klauen einfach keine Musik, nicht mal meine!“. Na dann: Reinhard Mey mit „Kai“ in der Sternzeit.
Daniel Hauser
Nachrichtenarchiv 01.01.2004 00:00
Reinhard Mey – Kai
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