Kapitelsamt Kölner Dom - Schwaderlapp geht in Predigt wieder auf Meisner-Kritik ein

24. Sonntag im Jahreskreis

domradio übertrug am Sonntag das Kapitelsamt aus dem Hohen Dom zu Köln. Zelebrant war Dr. Dominik Schwaderlapp. In seiner Predigt zum Lukas-Evangelium ging der Generalvikar des Kölner Erzbistums erneut auf die Kritik an Kardinal Meisner ein. Wie zuvor im domradio-Interview vom Samstag wünschte er sich mehr "Wohlwollen der Gesellschaft" gegenüber dem Erzbischof.

 (DR)


Wenn Gott doch nur ein bisschen konkreter wäre! Nicht nur den Israeliten, die gleich nach dem Bundesschluss ein Goldenes Kalb verehren, auch uns macht es Probleme, dass wir Gott nicht sehen, nicht handfest erfahren oder einwandfrei beweisen können. Es ist schwer, Gottes Liebe zu uns zu fassen und zu glauben. Doch das eben ist der springende Punkt: Gottes Liebe ist übergroß, sie ist jenseits unserer Fassungskraft. So lässt sich nur zeichenhaft, im Gleichnis und sakramental mitteilen, dass Gott sehnsüchtig auf jeden und jede von uns wartet - gleichgültig, wie tief wir gefallen sind oder wie bequem wir es uns eingerichtet haben. Er ist sich nicht zu schade, uns nachzulaufen wie eine sitzen gelassene Braut oder ein abgelegter Liebhaber.

Erste Lesung
Gott hat die Israeliten aus der Sklavenherrschaft Ägyptens geführt und am Sinai den Bund mit ihnen geschlossen. Doch dieser Gott, dem sie ihre Rettung verdanken, ist den Leuten zu wenig greifbar. Und nun ist auch noch Mose schon seit Tagen verschwunden. Also machen die Flüchtlinge sich selbst Götterfiguren, sprechen diesen ihre Rettung zu, obwohl sie es besser wissen müssten, und verehren sie. Als Gott daraufhin mit der Vernichtung droht, versucht Mose, das Volk zu retten. Er erinnert Gott an seine Verheißungen an Abraham und Sara und ihre Kinder und packt ihn bei seiner Ehre: Was sollten da die Nachbarvölker denken, die hielten ihn doch für machtlos! Gott lässt sich von Mose umstimmen.

Zweite Lesung
Kein Sünder steckt so tief in der Sünde fest, dass er verloren bleiben müsste. Paulus ist dafür selbst ein Beispiel. Er, der ehemalige Christenverfolger, ist von Christus gerufen worden, ihm zu dienen. Keiner darf sich selbst aufgeben, als ob er der Anstrengung nicht mehr wert wäre. Jeder darf sich sagen: Jesus Christus ist in die Welt gekommen, um mich zu retten. Wenn Christus an Paulus seine Langmut erwiesen hat - das soll der Zuhörer hier schließen -, dann gibt es auch noch Hoffnung für mich.

Evangelium
Den Frommen fällt es schwer, Jesu Zuwendung zu den Sündern zu verstehen. Da gibt er ihnen drei Beispiele aus ihrem eigenen Erfahrungsbereich. Wenn ihr etwas verloren habt, das euch lieb und wertvoll ist, setzt ihr dann nicht auch viel daran, es wiederzubekommen? Wärt ihr nicht froh, es schließlich zu finden? Und das umso mehr, wenn es dabei um euren eigenen Sohn ginge? Im Gleichnis vom barmherzigen Vater geht Jesus auf das Problem der Frommen weiter ein. Sie können sich in der Figur des älteren Bruders erkennen. Liebt Gott sie, die sich immer so für ihn anstrengen, vielleicht weniger? Nein, natürlich liebt der Vater seinen Ältesten nicht weniger, er wünscht sich nur, dass dieser seine Freude teile. Hat der bei ihm lebende Sohn denn all die Jahre nicht gemerkt, dass das Glück im Zusammensein selbst liegt?