Kapitelsamt aus dem Kölner Dom

Vierter Sonntag im Jahreskreis

domradio übertrug am vierten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Hohen Dom zu Köln. Zelebrant war Prälat Günter Assenmacher. Es sang die Schola des Kölner Domchores unter der Leitung von Kapellmeister Eberhard Metternich. An der Orgel heute: Domorganist Winfried Bönig. Sie hörten den Gregorianischen Choral mit der VIII. Choralmesse. Zum Einzug sang die Gemeinde "Singet Lob unserm Gott" (GL 260).

 (DR)

Immer wieder unterdrücken auf der Welt die Starken die Schwachen. Dabei liegt die Schuld nicht in der Stärke an sich, vielmehr darin, dass sie nicht zum Schutz für die Schwachen gebraucht, sondern zu deren Ausbeutung missbraucht wird. Wie ein roter Faden durchzieht die Forderung nach Gerechtigkeit und Frieden das Alte wie das Neue Testament. Die Propheten fordern es und kündigen Heil für die Unterdrückten an. Jesus verkündet das Heil als so nahe, dass er die Geknechteten sogar selig preist - jetzt schon. Aber was heißt das angesichts der nackten Tatsachen? Kritisch werden Christen gefragt: Gibt es nicht immer noch Unrecht und Unfrieden? Gibt es das nicht sogar in eurer Kirche? Was hat sich denn seit dem Auftreten Christi geändert? Diese Frage darf uns Christen keine Ruhe lassen.

Erste Lesung
Der Prophet Zefanja ist in großen Teilen ein Prophet heiligen Zorns über Jerusalem und seine Herrschenden im 7. Jahrhundert vor Christus. Sie nutzen die Armen aus und demütigen sie. Hochmütig sind sie sich ihrer Sache allzu sicher und sehen in Gott einen zahnlosen Tiger, dessen Rechtssatzung sie nicht beachten müssen. Ihr Egoismus ist typisch für die ganze Stadt: „Ich, und sonst niemand" (2,15). Allen, die diese Haltung haben, sagt der Prophet schonungslose Ausrottung an. Es werden nur wenige übrig bleiben, eben die, die bisher gedemütigt wurden und die nicht auf Kos-ten anderer ihre Gier befriedigten. Für sie bedeutet das Gericht Erlösung.

Zweite Lesung
Die Gemeinde in Korinth ist keine Versammlung der Gebildeten, Reichen oder Würdenträger, sondern ein ziemlich gemischter Haufen. Jesu Botschaft spricht gerade die bisher Elenden an, wenn es auch einzelne vermögende Christinnen und Christen gegeben hat. Diese einfachen Leute können das Evangelium nur verkünden, indem sie ganz bescheiden das weitergeben, was ihnen verkündet wurde. So notwendig es auf die Dauer auch für die Kirche wurde (z.B. für die Auseinandersetzung mit Gegnern), eine Theologie auszubilden, so einfach ist doch die Grundbotschaft, und sie ist aus keiner Verstandeslogik oder Machtberechnung abzuleiten: Der Gekreuzigte ist der Retter; der Gedemütigte trägt die höchste Würde. Diese Botschaft zu verkünden sind die einfachen Leute von Korinth berufen.

Evangelium
Jesus preist Menschen selig, deren tägliche Erfahrung alles andere als Seligkeit verbreitet: Arme, Trauernde, Menschen, die Gerechtigkeit so sehr entbehren, dass sie danach hungern. Würde eine der Bezeichnungen uns charakterisieren? Oder haben wir uns damit abgefunden, dass man mit der Bergpredigt ‚keine Politik machen' kann? Werden die Seligpreisungen unter der Hand zu einem Vorwand, Gewalt, Unrecht und die Ursachen von Armut und Trauer nicht mehr zu bekämpfen, weil die Betroffenen ja schon selig sind? Wo sind in unserem Alltag und in unseren Gemeinden die so Seliggepriesenen?