Kapitelsamt aus dem Hohen Dom zu Köln

Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit

domradio übertrug am zweiten Sonntag der Osterzeit das Kapitelsamt mit Domkapitular Prälat Dr. Robert Kümpel aus dem Kölner Dom. Ein Gastchor aus Newcastle - der Kammerchor "The Singers" unter der Leitung von Donald Halliday - sang die Missa "Dies sanctificatus" von Giovanni Pierluigi da Palestrina.

 (DR)

Der Brauch, am Sonntag nach Ostern die Erstkommunion zu feiern, ist recht jung. Er reicht zurück ins 18. Jahrhundert. Eine andere Tradition hat in der Zeit der frühen Kirche ihren Anfang: In der Osternacht legten die Neugetauften weiße Kleider an, die sie während der Gottesdienste in der gesamten Osterwoche trugen. Erst am zweiten Sonntag der Osterzeit, dem sogenannten Oktavtag, legten sie die Kleider wieder ab und wurden damit vollständig in die Gemeinde aufgenommen. Mit dem Aufkommen der Kindertaufe verlor diese Tradition zunehmend an Bedeutung. Für uns aber kön-nen beide Traditionen, sowohl die Feier der Erstkommunion als auch das Ablegen der Taufkleider, eine Einladung sein, über den Zusammenhang von Taufe und Eu-charistie nachzudenken. Welche Bedeutung haben diese beiden Sakramente für uns heute? Leuchtet uns die Verbindung zum Tod Jesu, auf den wir getauft sind, ein? Verstehen wir den Satz des Apostels Paulus, dass unser Glaube ohne die Auferste-hung Jesu nichtig ist?

Wortgottesdienst

Erste Lesung
Angesichts wachsender Kirchenaustritte und der Umnutzung von Kirchenräumen erscheint das Bild, das der Verfasser der Apostelgeschichte entwirft, wie ein schöner Traum: Als vollkommen einmütig und rapide wachsend wird die Urgemeinde be-schrieben, die sich durch gemeinsames Gebet, das Brechen des Brotes und die un-eigennützige Hilfe für die Bedürftigen auszeichnet. Mag dieses Bild auch ein Idealbild sein, es wird gleichwohl deutlich, dass eine Gemeinde, die in der Nachfolge Christi lebt, sich von anderen Gruppierungen unterscheiden muss -  und vielleicht gerade dadurch für andere zur Einladung wird. Das Reich Gottes hat erst da eine Chance, wo wir es wagen, den biblischen Glauben überzeugt und überzeugend zu leben, wo wir das Salz im Einerlei des Alltags sind und unser Licht leuchten lassen.

Zweite Lesung
Der Glaube an den auferweckten Christus, den Heilsbringer, dessen Leben und Sterben eine Liebe ohne Gewalt und ohne Kalkül bezeugt, bestimmt das Selbstver-ständnis und die Haltung der frühchristlichen Gemeinden. Auch die Gemeinde, an die der erste Petrusbrief gerichtet ist, wird ermuntert, den Glauben auch gegen Wi-derstände und Gefahren zu bewähren, denn das Ziel des Glaubens, der wertvoller sei als alles Gold, ist das Heil: das vollendete Leben. Was bedeuten diese Worte in Zeiten der gesetzlich gesicherten Religionsfreiheit? Vielleicht hilft er uns, gerade heu-te jene Standfestigkeit im Glauben neu zu lernen, die nicht auf Selbstbehauptung oder Rechthaberei hinausläuft, weil sie im Vertrauen auf die Wirkkraft Gottes die Fül-le des Lebens für alle erwartet.    

Evangelium
Die Suche nach dem Anfang bereitet Probleme. Zu Beginn seines Evangeliums er-kennt Johannes den Anfang der Geschichte Jesu in der Zeit vor der Zeit, in die Ewig-keit Gottes. Mit der Auferweckung Jesu verhält es sich ähnlich. Die Berichte von ei-ner Begegnung mit dem Auferstandenen finden bei dem, der nicht dabei war, keinen Anklang. In Thomas, der nicht dabei war, als der Auferstandene erschien, und der erst glauben mag, wenn er selbst gesehen und berührt hat, können sich die späteren Generationen wiederfinden, die auf die Zuverlässigkeit der überlieferten Botschaft angewiesen sind. Auch wenn uns die Handgreiflichkeit versagt bleibt, wenn wir unse-re Finger nicht in die Seite Jesu legen können, sind wir eingeladen, dem Zeugnis der Jüngerinnen und Jünger Jesu Glauben zu schenken und uns der schöpferischen Liebe Gottes anzuvertrauen. Der Anfang ist gemacht.

(Quelle: Messbuch 2008, Butzon & Bercker Verlag)