Gedanken zum Advent

Bischof Konrad Zdarsa (Bistum Augsburg)

Auch 2012 haben deutsche Kardinäle, Bischöfe und Weihbischöfe für domradio.de ihre Gedanken zum Advent aufgezeichnet. Sie erzählen von Geschehnissen, die ihnen in diesem Jahr besonders in Erinnerung geblieben sind, von Situationen, die die Welt bewegt haben, von Ereignissen, die noch bevorstehen und natürlich von der Vorfreude auf Weihnachten. Am 6. Dezember mit Bischof Konrad Zdarsa

 (DR)

In diesem Jahr hat es sich zum 25. Mal gejährt und niemand hat das Jubiläum gefeiert. Dabei hätte es durchaus eine solche Feier verdient. Liebe Hörerinnen und Hörer, ich spreche vom ersten und einzigen Katholikentreffen in der DDR im Jahre 1987. Das Leitwort dieses Treffens war: Gottes Macht - Unsere Hoffnung. Was nur zwei Jahre danach geschehen ist, damals hätte es sich das wohl kaum einer vorstellen können. Aber auch dieses alles umwälzende Ereigniss des Mauerfalls ist heute Geschichte. Neue Probleme sind vor uns aufgestanden. Wir wollen uns nicht darüber streiten, ob sie uns nicht zumindest vor ähnliche Aussichtlosigkeiten stellen und Rätsel aufgeben, ob sie uns weniger verzagen lassen könnten, als zu vergangenen Zeiten. Aber an unserem Bekenntnis und unsere Hoffnung auf die Macht Gottes hat sich nichts geändert. Advent, das heißt ja Ankunft, Wiederkunft. Die Zeit des Advent sollte uns Gelegenheit sein, Gabe und Angebot uns auf die Macht Gottes zu besinnen und daraus neue Hoffnung und lebendigen Glauben zu schöpfen. Ich werde in diesen Tagen gewiss nicht der Einzige sein, der seine Freude über das dritte Jesusbuch unseres Heiligen Vaters zum Ausdruck bringt. Es ist ja zur rechten Zeit erschienen. Vor Advent und vor Weihnachten, zu Beginn eines neuen Kirchenjahres, das ja ein Jahr des Glaubens sein soll. Der Heilige Vater spricht von der Macht Gottes an zwei wesentlichen Ereignissen der göttlichen Offenbarung. Und er bezieht sich dabei auf die Äußerungen eines protestantischen Theologen. Für mich ist das weit mehr als nur eine ökumenische Geste. Es spricht über die Geburt unseres Herrn Jesus Christus von der Jungfrau Maria und über seine Auferstehung aus dem Grab. Stationen, an denen der allmächtige Gott eingreift in die Materie, in den natürlichen Ablauf. Es geht hier, so der Heilige Vater, um Gottes schöpferische Macht. Wenn Gott nicht auch die Macht über die Materie hat, dann ist er eben nicht Gott. Aber er hat diese Macht. Und er hat mit der Empfängnis und Auferstehung Jesu Christi eine neue Schöpfung eröffnet.  So ist er als unser Schöpfer auch unser Erlöser. Soweit der Heilige Vater. Irgendjemand hat einmal offensichtlich in seiner eigenen Not gesagt: "Gott, es ist aussichtslos, aber du bist allmächtig." Der Apostel Paulus folgert anders. Gott hat seinen eigenen Sohn nicht geschont sondern ihn für uns alle hingegeben. Wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Wir dürfen darauf wiederum folgern. Sollte es irgendein Problem, irgendeine scheinbare Aussichtslosigkeit geben, die Gott nicht zum Guten lenken kann? Was immer uns bedrücken mag, vor welchen schier unlösbaren Aufgabe wir auch stehen mögen, was immer sich uns auch entgegen stellt. Es bleibt dabei: Gottes Macht ist unsere Hoffnung. Unsere Väter und Mütter haben nicht weniger darauf gebaut. In der Menschwerdung seines Sohnes schenkt sich Gott uns selbst. Unwiderruflich. Bis zur letzten Konsequenz. Von der Geburt bis zum Tod. Als der Verheißene und als der beim Vater erhüllte. Ich wünsche Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, dass Ihnen wieder mehr aufgeht und dass Sie zur rechten Zeit die Erfüllung dieser Verheißung unseres Glaubens erfahren.