„Meine Urgroßmutter Paulina war die erste Atheistin in der Familie“, schreibt Alida Bremer. Paulina war sehr fromm. Nachdem ihr Ehemann Anfang des 20. Jahrhunderts nach Australien gegangen ist, um dort Geld zu verdienen, fleht sie die Mutter Gottes an, ihn heil zurück zu schicken. Einen Tag danach erfährt sie, dass ihr Mann gestorben ist. Sie wirft ihren Ehering ins Meer und wird Atheistin. Paulina schließt sich dann den kommunistischen Rebellen an. „Sie wechselt die Religion“, erzählt Alida Bremer: „Sie tauscht den christlichen Glauben gegen den Kommunismus“.
Paulinas Tochter, Oliva, wächst in einem atheistischen Elternhaus auf, betet aber heimlich mit ihrer Oma. Als Olivas Mann in den bewaffneten Untergrund geht, um gegen die Faschisten zu kämpfen, wird Oliva von den Nazis verschleppt und kommt in ein Konzentrationslager. Schwer traumatisiert kehrt sie zurück und verbringt den Rest des Lebens auf einem Ottomanen im Elternhaus.
Die Ich-Erzählerin gibt der sprachlosen Oliva, ihrer Großmutter, eine Stimme. Olivas Garten ist ein Phantasiegarten, in den sich die traumatisierte Großmutter hineinträumt, um die Schreckensbilder der Vergangenheit zu überleben. Olivas Garten ist aber auch ein realer Olivenhain, den die Ich-Erzählerin erbt. Im Roman kämpft sie um die urkundliche Anerkennung ihres Erbes – ein abenteuerliches Unterfangen im korrupten Kroatien.
Alida Bremer sucht in ihrem Roman auch nach ihrer eigenen Heimat. Sie liebt Kroatien, sie lebt mit ihrer Familie glücklich in Deutschland. Aber sie schreibt auch: „Man kann nie zurückkehren. Es gibt kein Zurück, das ist wie der Fluss, in dem man nie zweimal treten kann, es ist immer ein anderer Fluss, auch der Mensch wird zu einem anderen“.