Milad Karimi erzählt, warum er gerne Muslim ist

Osama bin Laden schläft bei den Fischen

„Ich fühle mich beheimatet heimatlos“, sagt Ahmad Milad Karimi im domradio.de Interview: „Die Liebe meiner Frau ist für mich Heimat. Meinen kleinen Sohn zu umarmen ist Heimat. Aber gleichzeitig bin ich ohne Heimat.“ Mit dreizehn Jahren fliehen Ahmad Milad Karimi und seine Familie 1992 aus Afghanistan. Der Professor für islamische Philosophie erzählt in seinem Buch „Osama bin Laden schläft bei den Fischen“ seinen Lebensweg und warum er gerne Muslim ist.

Professor Ahmad Milad Karimi / © Privat
Professor Ahmad Milad Karimi / © Privat

Ahmad Milad Karimi ist im Krieg aufgewachsen. „Krieg ist Hölle. Und inmitten von diesem Schmerz, von diesen Verlustängsten, geschah so etwas wie Heimatgefühl, wie Zufriedenheit. Ein kleiner Junge schließt die Augen und trägt melodisch einen Koran-Vers vor. In dem Augenblick hatte ich keine Angst“, erinnert sich Milad Karimi an ein Schlüsselerlebnis seiner Kindheit: „Wenn so etwas die Religion leisten kann, ihnen in der Hölle einen Halt zu geben, dann bin ich leidenschaftlich gläubiger Mensch.“

Milad Karimi bekennt sich in seinem Buch zu beiden Kulturen, er ist ein Grenzgänger zwischen der orientalischen und der abendländischen Kultur, er verehre den Koran und die Verse von Rilke, wie er sagt. „Osama bin Laden schläft bei den Fischen“ heißt sein autobiografisch geprägtes Buch. Er bedauert, dass die westliche Kultur versäumt hat, bin Laden den Prozess zu machen, sondern ihn ermordet und ins Meer geworfen hat. „Die Falle, die Osama bin Laden uns stellte, war er selbst, sein Leben, insofern er zum Symbol avancierte. Die Weise, wie wir mit ihm fertig werden, wie wir ihn verschmerzen, erzählt mehr über uns als über seine Person.“