Das Leben kennt keine Pause, nur weil wir Advent haben

Ein Bratapfel macht noch keinen Advent. Oder doch?

'Oh Gott – schon der dritte Advent. Nein, wie die Zeit vergeht.'- 'Hilfe, wie soll ich das nur schaffen, mir fehlt noch ein Geschenk.' oder, 'Ich habe erst drei Dosen Kekse gebacken, das reicht noch lange nicht.' So oder so ähnlich klingen die Hilferufe um mich herum. Ich höre das mit durchaus amüsierten – wenn- ihr- wüsstet- Gefühlen. Weil ...

 (DR)

... Ich habe noch kein einziges Weihnachtsgeschenk – und eine große Familie. Nicht mal ein Bild für die Fotokalender, die eine ganze Reihe Menschen von mir erwarten, auch nur ausgesucht. Dafür einen vollenTerminkalender.

Sie können ja gerne mal mit mir in die letzte Woche reinschauen: Schulkonferenz, ganz wichtig, die Schulleitung muss gewählt werden, ist sie auch vier Monate nach Schuljahresstart noch nicht. Der Förderverein muss gegründet werden. Die Große hat ein Adventskonzert, der Kleine ein Weihnachtsvorspiel. Weder zum Adventskino vom Schwimmverein, noch zur Weckmannfeier der Messdiener habe ich ihn ziehen lassen. Wohl zur Nikolausfeier der Schule. Allerdings nur am Ende. Vorher musste das Kind Messedienen, ein neuer Pfarrer wurde eingeführt. Ich weiß, das Leben ist hart. Der Große hat außer Handballspielen gerade nicht so viele Termine – dafür verschärften Schulstress. Und eine sehr gute Freundin von mir ist schwer krank und muss die Vollrente beantragen, eine Tante ihren jungen Sohn begraben. Der Freundin will ich beistehen, der Tante zum Geburtstag gratulieren, mit den Lehrern in der Schule sprechen. Mein Leben macht nicht Pause, nur weil wir Advent haben.

Warum wundern wir uns eigentlich? Schließlich kommt zu unseren vollen Kalender als Dauertermin auch noch Advent und Weihnachten. Ganz ehrlich, ich mache mir einfach keine Sorgen. Meistens habe ich viele Ideen für Geschenke. Das Zeitfenster, in dem ich in mein Herz steigen kann, um die Ideen zu finden, wird schon kommen. Bis dahin: Eine adventliche Sache pro Wochenende – das habe ich mir vorgenommen. Deswegen gibt es heute Bratäpfel à la carte: der eine will Rosinen, der zweite hasst sie, die dritte hasst Marzipan, der vierte liebt es. Das kriegen wir hin. Den dritten Advent auch.

Advent ist, wenn der Kalender es sagt. Oder, wenn wir uns so fühlen. Manchmal kommt beides zusammen, manchmal nicht. Bratäpfel schmecken auch,  wenn es drumherum unadventlich ist. In diesem Sinne: schönen dritten Advent.