In der Kirche gebe es immer noch zu viele Gruppen, die sich in den alten Frontlinien konservativ und progressiv verhakt hätten, sagt Dr. Lütz: "Die Konservativen denken, sie können die Kirche retten und sie wissen genau, was der rechte Glaube ist und die Progressiven, die hauen auf die Kirche mit bester Absicht ein und wissen auch immer alles besser“. Dr. Lütz meint, dass beide Gruppen einer falschen Utopie nachjagen, der Utopie einer monolithischen Kirche: "Eine Kirche, die nur aus Progressiven oder Konservativen besteht, hat es aber in 2000 Jahren nie gegeben“.
Gerade die Unterschiedlichkeit und die Vielfalt sei eine Bereicherung der Kirche, so Dr. Lütz. Und da zeige Papst Franziskus, was es auch heißt, alte Konfliktlinien zu überspringen und sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen: das Bekenntnis zum Glauben und die Nächstenliebe. "Wir haben diese Kernfelder viel zu sehr an die Profis abgegeben, an die Geistlichen oder an die Hauptamtlichen der Caritas“. Dr. Lütz empfiehlt praktizierte Nächstenliebe, wie der Papst auf Lampedusa - zum Beispiel auf den Asylbewerber in der Gemeinde zuzugehen: "Das ist kein konservatives oder progressives Thema, das ist ganz einfach christlich sinnvoll und auf einmal werden die Konfrontationen zwischen konservativ und progressiv ganz irrelevant.“