Nach dem Kulturkampf und den Angriffen gegen die katholische Kirche mit dem Vorwurf, Katholiken seien nicht kaisertreu und deutsch, weil sie der römischen Kirche angehörten, war die katholische Kirche 1914 froh, zeigen zu können, wie national, wie deusch und wie kaisertreu sie doch sei. Martin Lätzel erzählt vom deutschen Episkopat, von den Bischöfen, die teilweise geadelt wurden, wenn sie Bischöfe wurden: "Viele Bischöfe hatten auch einen direkten Zugang zum Kaiserhaus". In den Krieg zog man mit der alten theologischen Lehre vom gerechten Krieg, Deutschland müsse sich verteidigen, hieß es.
Mit Papst Benedikt XV. habe sich die deutsche Kirche dabei in einem klaren Dissenz befunden, sagt Lätzel: "Benedikt XV. versuchte als Diplomat zu vermitteln und verurteilte zum Beispiel den Angriff Deutschlands auf das neutrale Belgien. Die deutsche Kirche hingegen verteidigte den Kriegseinsatz und kritisiert den belgischen Primas, der gegen den Überfall protestierte".
Das Verhalten der deutschen katholischen Kirche im Ersten Weltkrieg könne nicht als ruhmreich bezeichnet werden, resümiert Martin Lätzel. Die Kirche habe die nationale Kriegseuphorie mit getragen. Lätzel erzählt in seinem aufschlussreichen und sorgfältig recherchierten Buch aber auch, wie der Erste Weltkrieg zum Katalysator für Reformansätze wurde, die in der Katholischen Kirche das Erstarken der Laien und Reformbewegungen begünstigten.