Minze wird seit der Antike als Heilpflanze genutzt

Betörendes Kraut

Minze gilt als erfrischend, betörend, heilend. Die Pflanze ist eine von vielen auf einer Liste, die Karl der Große erstellt hatte. Auch benediktinische Mönche halfen, das Wissen über das "heilende Kraut" weiterzugeben.

 (DR)

Auch über 1200 Jahre nach seinem Tod wird Karl der Große als Herrscher und Heiliger verehrt. Jedenfalls war er sowas wie ein übergroßer Landesvater, der sich auch um Bildung und Ernährung des Volkes kümmerte.

So gibt es die berühmte "Capitulare de villis", die Landgüterverordnung und darin die Auflistung von über 80 Nutzpflanzen und Obstbäumen, die auf jedem Gut angebaut werden sollten. Benediktiner halfen bei dieser Liste und die Römer dienten als Vorbild. Zu diesen Pflanzen gehört auch die Minze, die damals schon als Heilpflanze genutzt und verehrt wurde. So auch im Kloster auf der Reichenau im Bodensee:

„Nimmer fehle mir auch ein Vorrat gewöhnlicher Minze,
So verschieden nach Sorten und Arten, nach Farben und Kräften.
Eine nützliche Art soll die rauhe Stimme, so sagt man,
Wieder zu klarem Klang zurückzuführen vermögen,
Wenn ein Kranker, den häufige Heiserkeit quälend belästigt,
Trinkend einnimmt als Tee ihren Saft mit nüchternem Magen.“

… schwärmt von der Minze Walahfrid Strabo, der als Mönch auf der Reichenau eines der bedeutendsten Gartenbücher des Mittelalters schrieb. In der "Capitulare de villis" Karls des Großen sind vier Minzarten aufgelistet: die Polei-Minze (Mentha pulegium), die Wasser-Minze (Mentha aquatica), die Ähren-Minze (Mentha spicata), auch bekannt als "Krauseminze", sowie die Ross-Minze (Mentha longifolia“).

Betörendes Kraut

Minthe ist in der griechischen Mythologie eine Nymphe, die der aus der Unterwelt kommende Hades verführen will, aber Persephone ist schneller und verwandelt Minthe in ein duftendes Kraut. Seitdem betört die Minthe, Mentha oder Minze Griechen, Römer und Germanen mit ihren ätherischen Ölen, ob als Badewasserzusatz oder heilender Tee.

So weit, so schön. Tatsache ist, dass die Kreuzungen und Verwandtschaften der Minzen untereinander kaum zu überschauen sind, geschweige denn zu erklären bzw. zu unterscheiden. Es hilft bei der Minze auch kaum, was sonst immer hilft, nämlich der botanische Name. Dann schon eher die Nase oder der Gaumen. Nehmen wir eine Minze von Karls Liste, die Ährenminze, die Mentha spicata:

Zur Mentha spicata zählen zum Beispiel die Marokkanische Minze, die mit reichlich Zucker frisch aufgebrüht als Tee serviert wird. Oder die Türkische Minze, die meist als Würze im Kochtopf landet und im Aroma ein bisschen an Kümmel erinnert. Aber auch die "Spearmint" ist eine Mentha spicata, klassischer Grundgeschmack des Kaugummis. Und auch die Englische Grüne Minze ist eine "spicata", aus ihr wird Minzmarmelade oder sie würzt das Lammfleisch.

Heilende Pfefferminze

Minzarten kreuzen sich gern untereinander und so steckt die Mentha spicata auch in der hierzulande bekanntesten Minzart, der Pfefferminze, der Mentha piperita. Womit klar ist, nicht jede Minze ist eine Pfefferminze, sondern die Pfefferminze ist eine bestimmte Minzart. Im 17. Jahrhundert wurde sie in England entdeckt und wegen ihres eher scharfen Aromas wurde sie zur Pfefferminze, eben zur Mentha piperita.

Sie ist vermutlich eine Kreuzung aus Wasser- und Ährenminze und hat einen besonders hohen Mentholanteil. Sie ist die Heilminze schlechthin: sie hilft unbestritten als Tee bei Magen- und Darmbeschwerden, Blähungen, Durchfall, Übelkeit und vielem mehr. Äußerlich wirken die ätherischen Öle lindernd und kühlend. 2004 wurde die Pfefferminze zur Heilpflanze des Jahres gekürt. Aber mit ihrem Aroma passt sie auch wunderbar zu erfrischenden Sommerköstlichkeiten.

Aber Vorsicht! Nicht jede Minze ist gesund: Die von Karl dem Großen geförderte Poleiminze sollte man nicht genießen, sie schmeckt allerdings auch nicht, soll aber Insekten vertreiben, besonders Flöhe, ist also eher ein Insektizid und leider bei uns vom Aussterben bedroht.

Minze im Garten

Für den Gärtner gilt: der Anbau von Minze hat einen besonderen Reiz, vor allem natürlich für die Nase. Es gibt sie hoch und niedrig als Teppich, sie liebt humosen Boden, ein bisschen Schatten, und ab und an einen neuen Standort. Und vielleicht auch eine Eingrenzung, denn Minzen treiben gerne Ausläufer.

Jedenfalls kann Minze ab Frühsommer geerntet werden und für den Winter getrocknet: Die Stengel der Minze samt Blättern an trockenen Sommertagen schneiden, aber nicht waschen, beschädigte Blätter entfernen. Ein halbes Dutzend Stängel zu kleinen Bündeln binden und an trockenem, luftigem Ort aufhängen, aber nicht in der Sonne, sie verbrennt die Blätter. Sind die Blätter vollständig trocken, kommen sie in ein verschlossenes Gefäß.

Bleibt am Ende noch der Tipp, dass den besten Überblick über all die Minzsorten und -aromen die Versandkataloge guter Kräutergärtnereien geben, wie zum Beispiel von Rühlemann in Norddeutschland. Dann kann man getrost dem Rat von Walahfrid Strabo folgen: "Nimmer fehle mir auch ein Vorrat gewöhnlicher Minze. So verschieden nach Sorten und Arten, nach Farben und Kräften."