"Niemals geht man so ganz", zitiert Kardinal Rainer Maria Woelki die Kölner Komödiantin Trude Herr. "Ich bin ein Berliner geworden, ein Stück meines Herzens bleibt hier", verspricht der künftige Kölner Erzbischof, als er sich am Sonntag mit einem Festgottesdienst aus der Hauptstadt verabschiedet. Ihn begleiten ungezählte Dankesworte und Segenswünsche, aber auch kritische Äußerungen über die frühe Abberufung nach nur drei Jahren an der Spree.
An die tausend Gäste sind in die überfüllte Sankt-Hedwigs-Kathedrale gekommen. Unter ihnen ist der Apostolische Nuntius. Im Namen von Papst Franziskus dankt Erzbischof Nikola Eterovic für "großartige Arbeit" im Erzbistum. Besonders lobt er das Engagement für Arme und Flüchtlinge. Woelki werde seine in Berlin angestoßenen Projekte "nicht vergessen" und weiter auch "materiell" unterstützen, zeigt sich der Papstbotschafter gewiss.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) nennt Woelkis Weggang einen Verlust für alle Berliner. Mit seiner "menschlichen Wärme" sei er ein "Bischof zum Anfassen", habe Menschen unterschiedlicher Herkunft und Lebensweise geachtet. Wowereit hebt die Förderung eines Wohnprojekts für Sinti und Roma vom Balkan und der Malteser-Migranten-Medizin hervor, würdigt aber auch die beiden großen Projekte, die Woelki auf den Weg gebracht hat und nun nicht mehr abschließen kann. Es sind die umfassende Bistumsreform und das "nicht unumstrittene Generationenprojekt" der Kathedralsanierung. "Vielleicht gibt es von Köln aus die Möglichkeit zu helfen", sagt Wowereit mit einem Augenzwinkern, bevor er dem scheidenden Kardinal "Gottes Segen" wünscht.
Gute Ökumene
Für die evangelische Kirche gibt Landesbischof Markus Dröge gute Wünsche mit auf den Weg an den Rhein. Woelki habe sich bemüht, im Erzbistum "das katholische Profil zu schärfen", läßt Dröge Differenzen erkennen. Das stehe jedoch nicht in Konkurrenz zu einer guten Ökumene, betont er zugleich. Mit Woelki habe er beim Engagement für Flüchtlinge und gegen Extremismus, für interreligiösen Dialog vor allem zwischen Juden und Christen "gemeinsam an einem Strang gezogen".
Woelkis früherer Generalvikar Tobias Przytarski gibt den kritischen Reaktionen auf den Wechsel eine Stimme. Die Schlüsselstellung Berlins für die katholische Kirche in Deutschland werde wohl nicht überall erkannt, wenn nun zum wiederholten Mal ein Berliner Bischof in ein anderes Bistum abberufen werde. "Ist es wirklich klug, den Berliner Bischofssitz für weniger wichtig zu halten als den Kölner?", fragt Przytarski. Zugleich zieht auch er eine positive Bilanz von Woelkis Berliner Jahren. Bei der tiefgreifenden Strukturreform des Erzbistums seien nun viele "mit großem Engagement" dabei, die Stärkung der katholischen Theologie in der Hauptstadt sei auf einem guten Weg, für die Kathedralsanierung gebe es "eine überzeugende Lösung".
Nachhaltige Unterstützung aus Köln
Vor allem für das Bauprojekt können die Berliner nun auf nachhaltige Unterstützung aus Köln hoffen, wie Woelki in seinen Dankesworten durchblicken lässt. "Die Preußen haben ja auch geholfen, den Kölner Dom fertigzubauen." Die Kathedrale wird der künftige Kölner Oberhirte nicht aus den Augen verlieren. Dafür sorgt schon das Abschiedsgeschenk des Erzbistums. Es ist ein eigens angefertigtes Kaffeeservice der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin. Im Innern der Tassen ist die Kuppelstruktur der Kathedrale abgebildet, zu deren Gestalt Friedrich den Großen der Überlieferung nach eine umgedrehte Tasse inspirierte. "Immer wenn Du Deinen Kaffee ausgetrunken hast, wirst Du an Sankt Hedwig denken", verspricht Przytarski dem Kardinal. (KNA)