Die Bevorzugung der Erdbestattung durch die Christen geht auf die Ehrfurcht vor dem toten menschlichen Körper zurück und vereint seit frühchristlicher Zeit jüdische Tradition und das Vorbild der Grablege Jesu. Seit der Aufklärung mischten sich jedoch kirchenfeindliche Motive in die Argumentation der Befürworter der Feuerbestattung, so dass diese zu einem Kampfmittel gegen die Kirche instrumentalisiert wurde. Von kirchlicher Seite aus reagierte man darauf mit einem Verbot derselben und verweigerte das kirchliche Begräbnis. Erst 1963 wurde das Verbot aufgehoben, da die Motivation zur Feuerbestattung weniger antikirchlich, sondern mehr hygienisch, wirtschaftlich und ästhetisch begründet war. Heute akzeptiert die katholische Kirche beide Formen, gibt jedoch nach wie vor der Erdbestattung als "fromme Gewohnheit" den Vorrang. Die Feuerbestattung sollte jedoch nicht den Glauben an die Auferstehung in Frage stellen. Der unstreitige Trend zur Urne und auch zur anonymen Bestattung ist vielschichtig und stellt die Kirche vor große Herausforderungen.
(Erstausstrahlung: 12.11.2014)