Entstanden ist die "Marienvesper" von Rupert Ignaz Mayr am Münchener Hof. Es ist ein Werk, das wenn es auch fast 100 Jahre später komponiert wurde, sich einfügt in die Tradition der weltberühmten Marienvesper von Claudio Monteverdi. Überhaupt sind Einflüsse verschiedener Stile in der Vesper bemerkbar. Geboren wurde Mayr im Jahr 1646 in Schärding am Inn, das heute in Oberösterreich liegt. Bekannt ist, dass er im Alter von 32 Jahren Violinist an der bischöflichen Kapelle in Eichstätt war, danach am bischöflichen Hof in Passau und schließlich ab 1683 in München am Hof von Maximilian II. Emanuel in der dortigen Hofkapelle. Und hier kommt es zum ersten Mal dazu, dass Mayr mit Musik aus anderen Ländern in Kontakt kam. Er wurde nach Paris geschickt. Ziel war seine Violinkünste zu perfektionieren. Dort lernte Mayr die berühmte Geigenkunst des schon damals weit über Paris hinaus bekannten Jean-Baptiste Lully.
Typische Elemente französischer Musik lassen sich deshalb in Mayrs Musik finden. Seine Tonsprache und sein Kompositionsstil sind aber auch geprägt von deutschen Elementen und der italienischen Musik am Münchener Hof. 1685 kehrte Mayr an den Hof nach München zurück, jetzt als Kapellmeister. Zu seinem Schaffen zählen sowohl geistliche als auch weltliche Musik. Sein bekanntestes Werk weltlicher Natur sind die „Pythagorischen Schmids- Füncklein“.
Die Marienvesper steht stellvertretend für die internationalen Einflüsse Mayrs. Sie zeichnet sich durch große Geschlossenheit und prägnante Motivgestaltung aus. Die Klarheit in Mayrs Musik, die präzise Motivgestaltung zeigt sich besonders darin, dass der Text in aller Regel nur einmalig rezitiert wird. Wiederholungen findet man selten. Das passt ausgezeichnet zur Vertonung der Psalmen in einer Vesper. Mayrs Werk ist angelegt Solo, Chor, Streicher und Basso continuo. Dem Hörer und Mitbeter vermittelt sich ein Eindruck von schnellem Voranschreiten. Die Musik ist zielgerichtet und damit verbunden ein schneller Wechsel der Worte. Das alles sind Charaketeristika für die Marienvesper von Rupert Ignaz Mayr. Der längste und eindrucksvollste Teil der Vesper ist das „Salve Regina“.
Eine klare musikalische Sprache und internationale Einflüsse mit deutschen, französischen und italienischen Elementen zeichnen also die Marienvesper von Rupert Ignaz Mayr insgesamt aus.
(Erstsendedatum: 31.05.2015, Wiederholung: 29.05.2016)