Die Übergänge zwischen Wandern und Pilgern sind auf den ersten Blick fließend, zumindest was den äußeren Eindruck angeht: Beide Gruppen sind zu Fuß unterwegs und legen eine längere Strecke zurück.
Pilger suchen gleichzeitig nach einer spirituellen Erfahrung. Sie haben den Wunsch, Gemeinschaft zu erleben und suchen auf ihrem Weg nach der eigenen Personenmitte und nach einer tieferen Beziehung zu Gott.
Der 'Hape-Effekt'
Was Wanderer und Pilger voneinander trennt ist also die religiöse Dimension. Und damit ist nicht unbedingt der sogenannte 'Hape-Effekt' gemeint.
Hape Kerkeling, der den Jakobsweg mit seinem Buch 'Ich bin dann mal weg' noch einmal populärer gemacht hat, hatte bestimmt religiöse Beweggründe, setzte diese aber nicht an erste Stelle.
Sein Pilgerweg wurde zu einer Art Event, einem Abenteuer, dem viele Menschen in den vergangenen Jahren gefolgt sind. Pilgern ist aber laut Definition kein Event und so klagen manche heute über 'Pilger ohne rechte Gläubigkeit'.
Die religiöse Dimension
Die religiöse oder spirituelle Dimension ist das, was einen Pilger vom Wanderer trennt. Gleichzeitig tragen Pilger häufig auch äußere Zeichen bei sich, die sie von Wanderern unterscheidet: Einen Pilgerausweis oder ein Pilgerzeichen, wie eine Jakobsmuschel, zum Beispiel.
Die Diskussion darüber, wer sich rechtmäßig Pilger nennen darf oder nicht, ist nicht neu: Schon im Mittelalter gab es Diskussionen. Wollte jemand nur seine Heimat verlassen und aus seinem Alltag ausbrechen, um auf dem Weg ein besseres Leben zu finden, oder machte sich ein Pilger auf, um zum Beispiel in der Kathedrale von Santiago de Compostela seine Sünden erlassen zu bekommen?
Der Sündenablass oder die Erfüllung eines Gelübdes, waren traditionelle religiöse Motive, die einen Menschen im Mittelalter zum Pilger machten.
Zahlen
Das Deutsche Wanderinstituts veröffentlicht Zahlen, die belegen: Nur sieben Prozent der Pilger von heute machen sich auf die Reise, um damit Buße zu tun.
Doch bedeutet das, dass sich nur diese sieben Prozent der Menschen wirklich 'Pilger' nennen dürfen? Das Pilgern ist genau wie alle gesellschaftlichen Dimensionen einem Wandel unterworfen und zeichnet heute jeden aus, der sich mit dem Anspruch auf den Weg macht, sich selbst und Gott näher zu kommen.