Viele von uns fahren gerade jetzt in den Sommerferien in die Berge. Raus aus der Alltagsroutine, weg von zuhause - weit weg von der täglichen belastenden Alltagsroutine und Arbeit. Frische Landluft schnuppern - Luftveränderung genießen. Es tut ja auch gut, einfach mal all die Mühen und Sorgen des Alltags hinter sich zu lassen. Beim Aufstieg auf die Berge gelingt das oft besonders gut, ganz egal ob es nur ein kleiner Hügel in unseren deutschen Mittelgebirgen ist oder der Gipfel in den Alpen.
Frei fühlen wir uns gerade dann, wenn wir all den überflüssigen Ballast abwerfen, im Rucksack nur das Allernötigste bei uns haben und mit jedem Schritt aus dem Tal weiter nach oben kommen. Die Autos und Häuser werden immer kleiner, die Aussicht immer größer. Bei der Trinkpause schmeckt einfaches kaltes Wasser plötzlich köstlicher als jeder teure Wein, das eingepackte, selbst geschmierte Brot und der Apfel sind ein wunderbarer Genuss für den Gaumen. Es braucht hier oben auch keine fetten Polster oder Sofakissen. Die allereinfachste harte Holzbank reicht völlig, und wenn dann noch die warme Sonne den Rücken wärmt …
Plötzlich merken wir, wie wenig wir eigentlich zum richtigen Leben brauchen. Wie frei und unbeschwert wir uns in der Nähe der Gipfel fühlen. Wie weit und klar wir alles hier oben im Blick haben. Doch irgendetwas fehlt noch zum Himmel auf Erden. In keiner alten Almhütte fehlt daher der Herrgottswinkel, an vielen Weggabelungen wartet das Wegkreuz, an Brücken und Stegen hilft der Brückenheilige. Und auf jedem richtigen Berggipfel gibt es das Gipfelkreuz, das uns letzten Halt und Orientierung schenkt.
Schon zu biblischen Zeiten galten die Berge als Orte, wo man Gott und dem Himmel ein wenig näher ist. Man muss, um Gott und seiner großartigen Schöpfung wirklich nahe zu sein, natürlich nicht unbedingt auf jeden Gipfel stürmen - aber ich wünsche ihnen gerade jetzt in den Ferien diese Momente, wo Sie Gottes Nähe spüren. Wo Sie die Liebe Gottes ganz neu für sich entdecken können.
Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln