Die Bibel zeichnet ein alles andere als einheitliches Bild von Familie, wenn man in die Bücher des Alten und Neuen Testaments schaut.
Im Alten Bund ist sie vor allem ein Hort der Überlieferung von Glaube und Heilszusage Gottes, was die ältere Generation an die jüngere weitergibt. Das Buch Deuteronomium schildert dies im 6. Kapitel in einem für das Volk Israel existenziellen Text. Die Aktualität des Textes erkennt man daran, dass bereits damals die Weitergabe keine Selbstverständlichkeit war und nicht selten ein Konflikt zwischen den Generationen stand.
Der Epheserbrief bedient sich eines Familienbildes, das modernen und emanzipierten Menschen zum Teil schwer auf den Magen schlägt, wenn es um Gehorsam und Unterordnung geht. Dabei verlangt der Autor dieses Textes, der zwar Paulus zugeschrieben wird, aber möglicherweise gar nicht von ihm stammt, dass die Männer ihre Frauen lieben sollen "wie ihren eigenen Leib" - für die damalige Zeit durchaus etwas Neues. Kontrovers wird darüber diskutiert, ob Jesus Single und ein Feind der Familie war, wenn er seine leiblichen Verwandten in aller Öffentlichkeit zurückweist, wie dies im Markusevangelium geschieht.
Familie wird im Neuen Testament zwar nicht nivelliert, aber durchaus relativiert. "Die Zugehörigkeit zum Reich Gottes orientiert sich nicht an Vitamin B und auch nicht an Familienzugehörigkeit. Es geht darum, selbstständig im Glauben tätig zu werden", so Dr. Gunther Fleischer von der Erzbischöflichen Bibel- und Liturgieschule in Köln.
Zu besprechende Texte:
- Dtn 6,6-9.20-25
- Eph 5,21-33
- Lk 2,41-52
- Mk 3,31-35