"Als Betrachter stehe ich außerhalb christlicher Traditionen. Die christlichen Bilder sind mir nicht so vertraut – als Kind bin ich nicht mit ihnen aufgewachsen", sagt Navid Kermani: "Wenn ich jetzt über christliche Kunst meditiere, fällt mir vielleicht etwas ganz anderes auf." Staunend sieht er in seinen vierzig Betrachtungen eine Religion voller Opfer und Klage, Liebe und Wunder, unvernünftig und abgründig, zutiefst menschlich und göttlich.
"Die Meditationen von Kermani bauen auch Brücken zwischen Islam und Christentum", sagt Werner Höbsch, Leiter des Referats für interreligiösen Dialog im Erzbistum Köln. In der Konzilserklärung "Nostra Aetate" begegnet die katholische Kirche dem Islam mit Hochachtung. "Genau das macht Kermani auch. Er spricht mit Hochachtung über das Christentum und die christliche Tradition", sagt Höbsch. Gerade in der Auseinandersetzung mit den Meditationen von Kermani, erlebe er als Christ eine große, konstruktive Herausforderung: "Die Lesart des Korans, die zu Gewalt und Terror führt, verurteilt Kermani und distanziert sich scharf von diesem Missbrauch der Religion", sagt Höbsch.