Ausstellung "Caritas - Nächstenliebe von den frühen Christen bis zur Gegenwart"

Das revolutionäre Potenzial der christlichen Nächstenliebe

Die Ausstellung "Caritas - Nächstenliebe von den frühen Christen bis zur Gegenwart" im Diözesanmuseum Paderborn nimmt seine Besucher auf eine faszinierende Reise durch die Erfolgsgeschichte der christlichen Nächstenliebe bis heute mit.

Raffael, Personifikation der Caritas / © ©Archivio Fotografico dei Musei Vaticani, Musei Vaticani
Raffael, Personifikation der Caritas / © ©Archivio Fotografico dei Musei Vaticani, Musei Vaticani

Das revolutionäre Potenzial der christlichen Nächstenliebe - in der Ausstellung "Caritas - Nächstenliebe von den frühen Christen bis zur Gegenwart" im Diözesanmuseum Paderborn macht sie sichtbar. Schon die frühen Christen waren davon überzeugt, Nächstenliebe ist das wichtigste Gebot Gottes. Für die Römer ein Schock, für die Menschen bis heute ein Segen. Vorbild für den vorbehaltlosen Dienst am Nächsten war Jesus, der sich nicht davon abhalten ließ, seinem Jünger Petrus die Füße zu waschen oder notleidenden Menschen durch seine Wundertätigkeit zu helfen.

Schon bald organisierten die frühen Christen ihre caritativen Aktivitäten. Klöster und Armenhäuser wurden gegründet, die für alle Fremden oder Bedürftige ihre Tore öffneten. Auch die christlichen Könige des Mittelalters als weltliche Stellvertreter Christi waren in der Pflicht, sich um die Armenfürsorge zu kümmern. Als im 13. Jahrhundert immer mehr Menschen in den Städten lebten, waren viele von ihnen arm. Eine Herausforderung für die Christen damals.
Augenfällig macht die Ausstellung „Caritas“ in Paderborn auch die unterschiedlichen theologischen Sichtweisen auf die Nächstenliebe bei Katholiken und Protestanten. Für Luther war vor allem der Glaube und die Gnade Gottes der Weg in den Himmel. Gemälde aus der Zeit der Reformation und Reformation geben Zeugnis von der einsetzenden Propagandaschlacht um den rechten Glauben.
Eine Perle der Ausstellung ist die Darstellung der personifizierten Caritas des italienischen Meisters Raffael aus den vatikanischen Museen. Sie wird als Mutter dargestellt, die sich für ihre Kinder verströmt.
Auch in den Jahrhunderten nach der Aufklärung war tätige Nächstenliebe gefordert, auch wenn sie zunehmend unter politischen Einfluss stand. Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert stieß unzählige Menschen in Armut, Hunger und Elend. Die Tötungsmaschinerie des ersten Weltkriegs stellte die Verbände vor große Herausforderungen. Die düsteren Werke von Käthe Kollwitz vermitteln ein unmittelbares Gefühl der Todesangst. In diese Zeiten fällt auch die Geburtsstunde der Caritas-Verbände und der Diakonie.
Auch heute beschäftigt Künstler das Thema Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe. In einem provozierenden großformatigen Foto greift die zeitgenössische New Yorker Künstler Vanessa Beecroft das Motiv der personifizierten Caritas auf. In einem langen weißen Kleid mit verbranntem Saum steht sie da und stillt gleichzeitig zwei schwarze afrikanische Säuglinge.
Die Caritas-Ausstellung in Paderborn geht noch bis zum 13. Dezember.