In seiner Predigt zog der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki Parallelen zwischen den Flüchtlingsströmen auf der Welt und dem Klimawandel. In Zukunft würden Menschen nicht mehr nur vor Gewalt und Unterdrückung fliehen, sondern auch vor der Zerstörung ihres Lebensraumes, "wenn sich unser Lebensstil nicht ändert", so der Kardinal.
Er rief die Menschen zu einem anderen Lebensstil auf. "Nicht technischer Fortschritt, nicht ökonomischer Nutzen allein garantieren die Zukunft unserer Welt", sagte er. "Im Gegenteil: Wachsender Gewinn der einen geht in aller Regel auf Kosten anderer, und derzeit nicht zuletzt auf Kosten der Erde und ihrer Atmosphäre."
Man müsse "weg von einer Globalisierung der Gleichgültigkeit und hin zu einer Globalisierung der Nächstenliebe, zu einer ethischen Globalisierung", betonte Woelki. Sowohl bei Fragen der Menschenrechte als auch des Umweltschutzes liefere das Weihnachtsfest eine Richtschnur, denn "Ursprung und Ziel der ganzen Schöpfung sind tief verankert in Gott selbst". Man müsse also nicht beim Nullpunkt beginnen, denn das Kind von Bethlehem bringe "Gerechtigkeit ohne bitteren Nachgeschmack".
Deshalb, so Woelki, gäben Christen die Sehnsucht nach einer besseren Welt nicht auf, "im Gegenteil: Wir werden bestärkt. Unser Glaube bestärkt uns darin". Weiter rief der Erzbischof den Gläubigen im Kölner Dom zu: "Wir schaffen das – mit Gottes Hilfe!"
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat sich in seiner Weihnachtspredigt gegen fremdenfeindliche Gewalt gewandt. Im Osnabrücker Dom kritisierte er am ersten Weihnachtstag "gefährliche Verschiebungen nach rechts" und offenen Hass gegen Fremde. "Vieles davon bleibt in unseren Köpfen bedrückend haften und verstellt zuweilen den Blick für das Ganze", sagte der Bischof. Er rief zu Toleranz, Fürsorge und Barmherzigkeit auf und wies dabei besonders auf das Schicksal der Flüchtlinge hin.
Bode lobte zugleich die große Bereitschaft vieler Menschen, Schutzsuchenden mit immer neuen Ideen zu helfen. Es gebe eine "gemeinsame ökumenische Kraft aller Christen, Türen für die Vielen zu öffnen und mit allen Menschen guten Willens Solidarität handfest zu leben".
Die Weihnachtsbotschaft ermutige zu tatkräftigem Einsatz für Flüchtlinge und Menschen in sozialer Bedrängnis, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, in der Münchner Matthäuskirche. Bei der Aufnahme der vielen Flüchtlinge sei Deutschland über sich hinausgewachsen. Die große Aufgabe sei jetzt, die Flüchtlinge hier zu integrieren, sagte der bayerische Landesbischof.
Bedford-Strohm hatte an Heiligabend im Münchner Hauptbahnhof eine Christvesper mit rund 200 Flüchtlingshelfern, Diakonie-Mitarbeitern und Passanten gefeiert. Ein Bahnhof sei ein passenderer Ort für die Weihnachtsbotschaft als Kirchen oder eine romantische Weihnachtskulisse, sagte der Theologe. Auch Jesus sei auf der Durchreise geboren worden, hinein in eine Welt voller Hass, Armut und Gewalt.
Der rheinische Präses Manfred Rekowski appellierte an die Solidarität der Menschen und die Bereitschaft, mit Schwachen zu Teilen. «Es geht schon längst nicht mehr um die sogenannte Willkommenskultur, es geht um die Bereitschaft zum Teilen in unserem Land und weltweit», sagte Rekowski in der Düsseldorfer Johanneskirche. «Menschlichkeit ist unteilbar und bewährt sich in tätiger Fürsorge für die Flüchtlinge», betonte der Theologe.