Bachs weltliche Kantate über Herkules in Musica

Griechische Antike trifft Leipziger Kaffeehaus

Für Musiker in der Barockzeit gab es verschiedene Anlässe, um Werke zu komponieren. Da war natürlich zum einen die Oper, zum anderen wurden zahllose Werke für die Gottesdienste komponiert. Zudem gab es viele Anlässe am Hof, etwa für Festessen, für Zusammenkünfte und sonstige Feste. Auch beliebt waren Huldigungsmusiken, von denen auch J. S. Bach einige komponierte.

 (DR)

Die so genannte Huldigungsmusiken wurden etwa zum Geburtstag des Fürsten oder für sonst eine Person des öffentlichen Lebens geschrieben. Auch für Beerdigungsfeierlichkeiten wurde je nach Herrscher Werke in Auftrag gegeben. Dann gab es Konzerte im halbprivaten Rahmen, beispielsweise im Café Zimmermann in Leipzig. 150 Zuhörer kamen meist und diese Musikveranstaltung waren so etwas wie der Vorläufer zum Konzertbetrieb in Philharmonien oder sonstigen Konzerthäusern, der sich um Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts entwickelte. Johann Sebastian Bach hat für nahezu alle eben genannten Anlässe Musik geschrieben. Seine weltlichen Kantaten waren zum großen Teil Huldigungsmusiken, die er anschließend zum Beispiel in geistliche Musik für den Gottesdienst umwandelte. Besonders auffällig ist das bei einer bestimmten weltlichen Kantate. Die Musik ist uns vor allem als Teil des Weihnachtsoratoriums bekannt. Doch das Original ist diese Kantate. Auch wenn der Inhalt alles andere als weihnachtlich oder auch nur christlich ist – ganz im Gegenteil.

"Lasst uns sorgen, lasst uns wachen", Herkules am Scheideweg, so heißt das 1733 in Leipzig uraufgeführte Werk. Mit 45 Minuten erreicht die Kantate die Länge eines Opernaktes. Das Thema ist die Entscheidung des Herkules, den Weg der Tugend oder den Weg der Wollust zu gehen. Tugend und Wollust werben in der Kantate gleichermaßen um den griechischen Helden, der sich aber am Ende natürlich gegen das Böse und für den Pfad der höheren Weihen entscheidet.

Anlass für die Entstehung der Komposition war der Geburtstag des sächsischen Kurprinzen Friedrich Christian. Ein Jahr später verwendete Bach die Komposition erneut und fügte sie in das berühmte Weihnachtsoratorium ein. Dadurch ist die Musik der Herkules-Kantate sehr bekannt, aber sie wurde definitiv zuerst für die weltlichen Kantate verwand, ehe Bach sie mit einem neuen Text versah und fast komplett in den vierten Teil des Weihnachtsoratoriums einarbeitete. Aufgeführt wurde die weltliche Version im besagten Cafe Zimmermann im Jahr 1733.