Gemeint ist mit der Fastnacht ursprünglich der Vorabend des Aschermittwochs, der den Beginn der Fastenzeit vor Ostern markiert. Doch aus dem einen Tag wurde bald die ausgedehntere Zeit des Karnevals, etwa ab dem 18. Jahrhundert. Und auch wenn man mancherorts andere Deutungen hört, der Ursprung der Fastnacht ist ganz und gar ein kirchlicher. Eben wegen jener Verbindung zur Fastenzeit. "Bevor man am Aschermittwoch die 40tägige Fastenzeit - oder auch genannt die österliche Bußzeit – beging, wollte man nochmal richtig feiern. Sozusagen im Gegensatz zum Fasten", erklärt DOMRADIO.DE Theologieredakteur Martin Korden und verweist darauf, dass es zunächst dabei gar nicht um den Brauch des Verkleidens ging, "sondern einfach um das gute Essen und Feiern, bevor es dann wirklich ruhiger und entsagungsreicher wurde".
Vor dem Fasten wollte man nochmal gut essen und trinken
Einen weiteren Hinweis auf diese Verbindung von Karneval und Kirche findet man im Brauch des 11. November. Nach diesem Martinstag nämlich begann vor allem in früheren Jahrhunderten eine weitere Fastenzeit. Und zwar die als Vorbereitung auf Weihnachten. Nach dem 11.11. begann eine weitere 6wöchige Fastenzeit. Einen Hinweis auf diese Praxis gibt es bis heute im Erzbistum Mailand, wo der Advent entsprechend früher beginnt und bis heute sechs Adventssonntage umfängt. Der erhaltene Brauch des Karnevals am 11.11. ist ein Hinweis darauf. So z.B. in den Hochburgen der Fastnacht in Mainz und Köln, wo der 11.11. mittlerweile als Beginn der fünften Jahreszeit gefeiert wird.
Traditionelle Karnevalshochburgen sind katholisch geprägt
Überhaupt lässt sich an der geographischen Lage der sogenannten karnevalistischen Hochburgen ein weiterer Hinweis auf den katholischen Ursprung der Fastnacht erkennen. Das Rheinland, Mainz und bestimmte Regionen in Süddeutschland gelten gemeinhin als solche Hochburgen. Sie haben eines gemeinsam, sie gelten auch als katholische Hochburgen. Martin Korden setzt noch einen drauf: "Im Norden und generell in protestantisch geprägten Regionen finden wir sowas selten, was auch durch die Verbindung zur Fastenzeit dann logisch ist: Denn die Protestanten standen der Praxis des Fastens traditionell eher ablehnend gegenüber." Weil die Fastenzeit in diesen Regionen weniger bis gar keine Bedeutung hatte, gab es dort folglich auch keine Fastnacht.
Keine Fastnacht ohne Aschermittwoch
Man kann also zusammenfassen: Dort, wo die Fastenzeit als Hinführung vor Ostern wichtig war, blühte auch die Fastnacht auf. Als letztes 'Aufbäumen' vor der entsagungsreichen Fastenzeit. Muss man dann nicht eigentlich auch sagen, dass die Fastnacht eigentlich eine Opposition zum christlichen Brauch der Fastenzeit ist? Martin Korden meint, ja, aber das sei ja eine gewollte Opposition, die dem Christlichen keinesfalls entgegenstehe. "Wir feiern das Nicht-Fasten in den Fastnachtstagen, weil wir das Fasten danach ernstnehmen. So war es zumindest vom Ursprung her. Und genauso strikt, wie man in diesen katholischen Hochburgen Fastnacht feiert, so strikt beendet man dort diese Feiern ja auch am Aschermittwoch."