Der Generalvikar aus dem Ruhrbistum Essen hat seine Morgenandachten für Radiosender überarbeitet, mit Karikaturen von Thomas Plaßmann aufgelockert und als Buch veröffentlicht. Auf domradio.de erzählt er, dass er unter gläubigen Katholiken oft den Mut zur Lockerheit vermisse. "Wir haben so einen faszinierenden Glauben, wo bleibt da die Gelassenheit?“ fragt er. Natürlich sei die Situation der Kirchen schwierig: "Denn wir müssen uns von einer gewissen Form von Kirche verabschieden, ohne genau zu wissen, wie die Zukunft aussieht“. Aber diese Unsicherheit dürfe nicht dazu führen, dass wir uns in Extrempositionen flüchten. Er könne mit einer Religiosität nichts anfangen, die so tue, als wäre alles immer einfach und der liebe Gott immer spür- und greifbar. "Glauben kann man nicht festhalten, Glauben ist nicht belegbar, Glauben ist nicht Wissen“, sagt er.
Die Atmosphäre in der Kirche muss sich ändern
Für die Kirche wünscht er sich eine Streitkultur, die Konflikte anspricht und aushält. "Auch unter Amtsträgern gibt es unterschiedliche Auffassungen“, sagt der Essener Generalvikar, "darüber sollten wir offen diskutieren und nicht sofort bei strittigen Themen dem anderen seine Katholizität absprechen“. Er weiß, was er sagt, denn Klaus Pfeffer ist schon einige Male vorgeprescht, er hat die Sexualmoral des Vatikan kritisiert und ist deswegen mit einer Aggressivität angegriffen worden, die ihn erstaunt hat. "Die Atmosphäre in der Kirche muss sich ändern, so dass man unterschiedliche Positionen ansprechen und aushalten kann“, sagt er. Er ist davon überzeugt, "dass uns im Austragen der Konflikte auch Lösungen zuwachsen, die man jetzt noch gar nicht im Blick hat“.
Konfessionelle Unterschiede interessieren die Menschen wenig
Für die Menschen in unserem Land seien konfessionelle Grenzen ohne Bedeutung. "Darauf schauen sie wenig“, sagt Pfeffer, "im Gegenteil, die Menschen sehnen sich nach einer Kirche, die ein einheitliches Bild abgibt – mit all ihren unterschiedlichen Ausprägungen glaubender Menschen“. Wir sollten als eine Kirche die unterschiedlichen Ausprägungen vereinen, ist Pfeffer überzeugt. "Wir müssen weniger darauf schauen, wie eine einzelne christliche Gruppe oder Konfession überlebt, sondern wie es uns überhaupt gelingt, die Botschaft von Jesus lebendig zu halten und in die kommende Generation zu tragen“, sagt der Essener Generalvikar.