Wer als Erwachsener ein Mitglied der Kirche werden möchte, durchläuft den Weg des "Katechumenats". Das Wort kommt aus dem griechischen und meint soviel wie: jemanden mündlich unterrichten. Dabei werden erwachsene Taufbewerber in den christlichen Glauben eingeführt. Wichtig ist dabei, dass sie Vorbereitung auf das Christ-Werden wie das Gehen eines Weges verstanden wird. Der katholische Priester Gerhard Dane erklärt, warum das Erlernen des Glaubens eigentlich gar nicht anders gehen kann. "Ein Weg ist eben kein Parkplatz. Du musst dich aufmachen, um zu verstehen, warum du diesen Weg einschlägst. Da gibt es kein Christentum light in einer Schnellausgabe, es muss schon Wurzeln schlagen dürfen."
Katechumenat setzt voraus, dass man glauben möchte
Der Katechumenat, wie er von der Katholischen Kirche angeboten wird, dauert in der Regel ein Jahr. Danach wird der Erwachsene zumeist in der Osternacht getauft und so in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen. Bis dahin wird der Glaube nicht nur erklärt, sondern auch schrittweise eingeübt. Denn es soll deutlich werden, dass es nicht nur um einen verstandesmäßigen Religionsunterricht geht, sondern dass Glauben zuallererst eine innere Haltung und die Aufnahme einer Gottesbeziehung bedeutet. Darum sollte bereits vor dem Katechumenat der Wunsch danach vorliegen. Pfarrer Dane vergleicht dies mit einem einfachen Beispiel: "Du kannst jemanden, der keine Lust auf Autofahren hat, nicht in die Fahrschule schicken. Und wer noch kein Interesse am Glauben hat und ein erster Funke noch gar nicht übergesprungen ist, den kannst du mit Katechese kaputt machen." Der Katechumenat setzt also voraus, dass jemand glauben möchte, aber begründet.
Der Weg führt zu einer Ent-Scheidung
Auf dem Weg hin zur Aufnahme in die Kirche durchläuft der Taufbewerber mehrere Stufen. Er nimmt bereits teil an gottesdienstlichen Feiern. Dabei soll er die Solidarität der Glaubensgemeinschaft kennenlernen. Passend zum erlebten Voranschreiten auf dem Glaubensweg, wird ihm symbolisch das Kreuz, das Vater unser und das Glaubensbekenntnis überreicht. So soll ausgedrückt werden, dass der Taufbewerber in eine je tiefere Stufe des Glaubens eintritt. Dabei geht es immer auch um wachsende Verbindlichkeit. Für Pfarrer Dane ein notwendiges Zeichen von menschlicher Reife, denn: "Ich kann nicht immer alles in der Schwebe lassen. Die wichtigen Dinge meines Lebens muss ich Ent-Scheiden. Ich muss mich scheiden von der einen Möglichkeit und hinwenden zu der anderen." Dane sieht genau darin den Kern des Glaubens, "dass ich diesem Gott, der mir hier begegnet bin, mein Vertrauen schenke. Es ist wie der Sprung mit dem Fallschirm: ich habe keine Garantie, dass er sich öffnet, aber ich vertraue darauf."
Modell der ersten Christen - Modell für die Zukunft?
Der Katechumenat, der zur Glaubensentscheidung hinführt, gehört schon seit dem 1. Jahrhundert zur Praxis der Kirche. Schon die frühen Christen erkannten, dass der Weg zum Glauben ein Wachstumsprozess ist, der Zeit braucht. Bereits damals war es üblich, einen Paten an die Seite gestellt zu bekommen, der - schon im Glauben verwurzelt - als Vorbild und Vertrauensperson wirkte. Erst Jahrhunderte später geriet der Katechumenat zunehmend in den Hintergrund, da sich in Zeiten des gesellschaftlich etablierten Christentums die Kindertaufe immer mehr durchsetzte. Zu wertvoll erschien die Wirkung der Taufe, dass man sie jungen Menschen zu lange vorenthalten wollte. Umso wichtiger war dann aber die Aufgabe der Eltern und Paten, die bereits getauften Kinder auch auf den christlichen Glaubensweg zu führen. In heutiger Zeit stellen darum nicht wenige die Kindertaufe in Frage und verweisen auf die urchristliche Praxis des Katechumenats. Auch Pfarrer Dane stellt die Frage: "Ob wir die Kindertaufe in dieser Form noch weiter führen können, wenn keine Erwachsenen da sind, die dieses getaufte Kind auf den Weg führen? Was nützt es, wenn jemand ein großartiges Geschenk bekommen hat, aber niemand zeigt ihm, wie man es auspackt?"