Kirche2Go: Parusie-Erwartung

Kommt Jesus wieder?

Im heutigen Evangelium wird berichtet, wie Jesus die "Wiederkunft des Menschensohnes" am Ende der Zeiten ankündigt. Die Erwartung der Wiederkunft Christi (Parusie) gehört zum Glauben der Kirche. Was hat es damit auf sich?

 (DR)

Im großen Glaubensbekenntnis der Kirche heißt es: "Ich glaube an Jesus Christus, der wiederkommen wird in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten." Die Betonung liegt dabei auf der Herrlichkeit, denn die Kirche wolle mit dieser Vorstellung keine Angst verbreiten, wie Bibelwissenschaftler Gunter Fleischer betont: "Was die Kirche festhalten will, ist der Gedanke der Vollendung. Der, der diese Welt ins Dasein gerufen hat, wird sie am Ende durch diesen Jesus selbst vollenden, dem wir dann begegnen dürfen."

Der die Welt ins Dasein gerufen hat, wird sie auch vollenden

Vollendung heißt dann zum einen: Es wird das Ende der uns bekannten Welt sein. Aber es bedeutet auch, dass damit eben nicht alles vorbei sein wird, sondern etwas Neues kommt. Der Gedanke des Gerichts, der in dem Glaubenssatz mitschwingt, zeigt: Dieses Neue vergisst auch nicht einfach, was war, sondern nimmt mit, was geschehen ist. "Das ist das Entscheidende, dass das, was ist, nicht einfach verloren geht", sagt Fleischer und fügt hinzu: "Wir glauben also nicht an ein Nirvana, wir glauben nicht an die Auflösung ins Nichts. Sondern: Das, was diese Geschichte geprägt und die Schöpfung ausgemacht hat, wird mitgenommen in die Vollendung, aber es bewegt sich nicht mehr in dem einzig uns vorstellbaren Raum von Zeit und Ort." 

Kein Weltuntergangs-Szenario

Was wie eine wilde Spekulation über ein Weltuntergangsszenario aussieht, hat seine Wurzel in der Verkündigung Jesu selbst. Im Matthäusevangelium spricht Jesus vom Weltgericht. Dabei bezieht er eine Vorhersage aus dem alttestamentlichen Buch Daniel auf sich, wo es heißt: "Der Menschensohn wird in seiner Herrlichkeit kommen,  und er wird alle Völker zusammenrufen." (vgl. Dan 7,13+14) Und Jesus fügt an: „Dann wird es heißen: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Und was ihr für einen meiner Brüder nicht getan habt, das habt ihr mir nicht getan.“ (vgl. Mt 25). Jesus selbst spricht also von einem Ende der Welt, das eingeläutet wird durch sein Wiederkommen. Für die ersten Christen war der Glaube daran so präsent, dass sie in der Erwartung lebten, Jesus werde schon sehr bald wiederkommen. In der Erwartung dieser baldigen Wiederkunft entwarfen die frühen Christen sogar verschiedene Szenarien, wie sich dieses Ende ankündigt und wollten in vermeintlichen Unglücksfällen sogar Zeichen für das bevorstehende Kommen Christi erkennen. Doch in der biblischen Verkündigung geht es vor allem darum, in der Erwartung der Wiederkehr zu bleiben.

Wiederkehr im eigenen Sterben oder am Ende aller Zeiten?

Die Kirche hat im 4. Jahrhundert den Glauben an die Wiederkunft Christi im Glaubensbekenntnis von Nicäa festgeschrieben. Dies ist bis heute gültig. Dass die tatsächliche Wiederkunft jedoch bis heute ausgeblieben ist, steht dem nicht entgegen. Die von Jesus angekündigte Wiederkunft wird jedoch nicht selten in doppelter Weise gedeutet. Bibelwissenschaftler Fleischer unterscheidet zwischen einer individuellen und einer universalen Wiederkunft: "Es gibt schon die Begegnung mit Jesus im eigenen Sterben, wo ich dem Herrn meines Lebens begegne. Aber da ich Teil einer gesamten Schöpfung bin in ihrer ganzen Zeiterstreckung, gibt es noch einmal die universale Vollendung am Ende der Zeiten." Beides halte der christliche Glaube laut Fleischer zusammen. "Ich stehe als Individuum da und davon geht nichts verloren, aber ich gehöre auch zu einem großen Ganzen und es geht nicht nur um mein persönliches Seelenheil, sondern letztlich um das Heil dieser Welt. Beides sollte man zusammen denken und das hält der christliche Glaube auch so fest."