Nicht immer geht Verständigung so einfach. Wenn ich in den vergangenen Monaten geflohenen Menschen in die Augen schaute, sah ich jedes Mal in ein ganzes Universum: Töchter von Universitätsprofessoren, die Kopftuch tragen und Latein im Medizinstudium gelernt haben, Söhne, die nur drei Jahre eine Schule besucht haben. Übers Meer geflohene junge Menschen, Kinder fast noch, die sich nachts die Augen aus dem Kopf weinen, weil Mutter und Schwester in Aleppo den Luftangriffen ausgesetzt sind.
Jedes dieser Universen möchte arbeiten, darf aber nicht. Die Tage sind so leer, wenn man nicht arbeiten darf. So viel Zeit zu viel.
Unsere Tage sind oft so voll, weil wir so viel zu tun haben. So viel Zeit zu wenig.
Warum also nicht Zeit gegen Integration tauschen? Warum also nicht Flüchtlingen ein Ehrenamt anbieten?
Bestechend einfache Idee - die wir frühmorgens mit einem kostenlosen Frühstück in der Schule umsetzen. Als wir gefragt haben, ob jemand "volunteer work", ehrenamtliche Arbeit machen wolle, haben hilfsbereite, freundliche Afrikaner und Syrer genickt, wir uns für das frühe Aufstehen bedankt und gedacht: wie wunderbar. Gedacht, gesagt, getan.
Meistens bekommen die Kinder jetzt vor der Schule ein kostenloses Frühstück, manchmal nicht.
"War ja klar", wissen die, die nie was von der Idee gehalten haben, "die sind nicht für unsere Kultur gemacht. Hier muss man arbeiten".
Als ich versuche, das Problem zu verstehen, wird deutlich: "volunteer work", wie Ehrenamt im Englischen genannt wird, kennen diese Menschen von zu Hause gar nicht. Man hilft sich. Ja. Man lässt auch für eine ganze Woche alles stehen und liegen. Für Familien. Für Freunde. Für Fremde nicht.
Bei unserer Anfragen haben sie trotzdem genickt. Denn: In "volunteer" steckt freiwillig. Freiwillige kommen mal. Und mal nicht.
Ein Missverständnis. Nicht mehr. Eines, das mich zwingt, genauer hinzuhören, zwingt, über Verstehen und Verständnis nachzudenken.
Der Zauber strahlt aus: Auf dem Mäuerchen am Spielplatzrand finden sich immer mehr Zuschauer ein. Lächeln. Entspannen sich. Genießen Spiel und Stimmung. Den Moment.
Was auf diesem Boden wächst, verzeiht Missverständnisse, düngt die Kraft, sich verstehen zu wollen.