Sonntagsfrage: Ist der Pokal ein Kelch?

Die Fussball-Trophäe und ihre Geschichte

Ob man ihn nun schön findet oder nicht – es ist ganz klar: Den EM-Pokal, oder die Coupe Henri-Delaunay, wie die Gewinntrophäe der Fussball-Europameisterschaft offiziell heißt, würde jeder gern mit nach Hause nehmen. Aber wieso gibt es eigentlich einen Pokal zu gewinnen? Und warum sieht der dem Kelch, wie wir ihn aus der Kirche kennen, so ähnlich? Haben beide etwas miteinander zu tun?

2014 hat es geklappt mit dem WM-Pokal (dpa)
2014 hat es geklappt mit dem WM-Pokal / ( dpa )

Bei der Recherche zeigt sich: Sehr wohl haben Pokal und Kelch etwas miteinander zu tun. Im ersten Moment besteht kaum ein Unterschied zwischen beiden. Sie sind „Trinkgefäße“ und dienen schlicht dazu Wein oder Wasser zu beherbergen und es kühl zu halten. Der einzige äußerliche Unterschied liegt in der Größe und Verzierung: Ein Pokal ist sozusagen ein größerer und aufwendiger verzierter Kelch.

Der Kelch war zuerst da

Die Formgeschichte und Bedeutung, die Pokale in unserer Welt haben, sind ohne die Vorgeschichte des sakralen Kelches im Mittelalter nicht denkbar. Profane Pokale des Mittelalters sind selten. Oft waren sie, zum Beispiel Kaiserpokale, ursprünglich sakrale Ziborien, also sogenannte Speisekelche, in denen Hostien aufbewahrt wurden.

Die Verwendung eines Kelches geht schon auf die biblischen Berichte über das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern zurück. Im Matthäusevangelium wird allerdings der Kelch, so wie wir ihn heute kennen, noch als Becher bezeichnet.
In Kapitel 26 heißt es: „Jesus nahm den Becher, sprach darüber das Dankgebet, gab ihnen auch den und sagte: Trinkt alle daraus.“
Im Markusevangelium und auch im Evangelium nach Lukas hingegen lesen wir auch in der Bibel schon vom „Kelch“, den Jesus seinen Jüngern reicht.

Aber was zeichnet einen Kelch aus? Auffallend ist in jedem Fall der stark verzierte Fuß. Er ist, wie alles am Kelch, vergoldet und sorgt für den sicheren Stand. Über ihm gibt es eine knaufartige Verdickung, die dafür sogt, dass man den Kelch besser greifen kann. Auch die Cuppa, also der Becher, ist von innen vergoldet und oft aufwändig verziert.

Repräsentationsgeschenk und Schaustück

Während ein Kelch in der Liturgie der Kirche also in der Eucharistiefeier seinen Einsatz findet, will ein Pokal hauptsächlich gesehen werden. Er war schon damals oft Repräsentationsgeschenk und ist damit ein Schaustück zum Beispiel in den kaiserlichen Vitrinen oder auf prunkvoll eingedeckten Tafeln.

Seit dem 17. Jahrhundert allerdings hat der Pokal Konkurrenz bekommen: Er ist als silberne Tafelzier plötzlich nicht mehr so modern und muss aufwendig verziertem Porzellan und geschnittenen Gläsern weichen. Doch keine Sorge, im 19. Jahrhundert erinnert man sich wieder an den Pokal und macht ihn sehr bald zur Gewinntrophäe überall dort, wo ein Sieg oder Jubiläum zu feiern ist.