Beim Sternsingen wird er mit den Worten in die Ecke geschoben: "Da haben wir ja schon den Schwatten“. Als Kind erlebt er in der U-Bahn einen Rassisten, der ihm erzählt, was Deutschsein heißt. "Ich dachte, wieso werde ich hier so belästigt“, er weiß noch nicht, dass er von einem Nazi bedrängt wird. "Ich könnte mir nicht vorstellen zum Beispiel in Brandenburg zu leben“, sagt der Autor. Dort hat er schlechte Erfahrungen gemacht. "Für mich ist es erschreckend, dass es in Deutschland Orte gibt, die ich nicht bewohnen kann“.
Die Suche nach Heimat und einer Herberge
In dem Buch "Wie wir Leben wollen – Texte für Solidarität und Freiheit“ geht es um Begriffe wie Heimat und Heimischwerden. In seine autobiografisch geprägten Erlebnisse des ganz alltäglichen Rassismus, den Philipp Rusch in Deutschland erlebt, hat er eine andere Geschichte eingewoben – von einer Familie, die durch einen finsteren Wald flieht und nirgends Geborgenheit findet. Das erinnert an biblische Motive, an die Suche von Maria und Josef nach einer Herberge. "Die biblische Anmutung hat da wahrscheinlich unbewusst mitgespielt“, sagt der katholisch sozialisierte Autor, "man schreibt etwas und weiß gar nicht, woher es kommt“.
Texte über Identität und gegen Rassimus
"Wie wir leben wollen“ ist ein engagiertes, aufrüttelndes Buch, das bewusst macht, wie vielschichtig Ausländerfeindlichkeit sein kann. Eine junge Generation von Autorinnen und Autoren stellt sich die Frage, was Heimat, Fremde und Identität bedeuten. Sie blicken auf die eigenen Wurzeln – Iran, Indien, Sri Lanka, Westjordanland, Bosnien, Ost- oder Westdeutschland – und die ihrer Eltern. Sie ergründen die Ängste der aus ihren Ländern Geflüchteten und die der sorgenvollen Bürger. Sie klagen an und versuchen zu verstehen, sind wütend und mitfühlend, sind ratlos und fordern zum Umdenken auf. .Auf die Frage, wie er leben will, antwortet Philipp Rusch kurz und bescheiden: "Ja – in aller Ruhe“.