so sieht man keine Wunder

Schaum vor dem Mund

Angst vor Terror in Deutschland. Mitgefühl mit Leid und Elend von 60 Millionen Flüchtlingen weltweit. Seit die Probleme unserer Welt von den Fernsehbildschirmen bis zu unseren Turnhallen vorgedrungen sind, haben wir ein neues Problem: Hass.

 (DR)

Hass, der zu immer neuen Themen sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag, Schaum in die Welt spuckt. Woche für Woche wächst so der Schaumberg, immer neue Blasen aus Erregung und Empörung, Verachtung und Verbitterung kommen in die Welt. Immer neue empörte Aufreger gipfeln in: "In was für einer Welt leben wir denn?"

Woche für Woche frage ich mich angesichts dieser aus Empörung aufgeblasenen Schaumberge: "Wozu soll das gut sein?" Jetzt kommen auch noch die Wahlen, die Wahlkämpfe dazu – und aus dem Schaum wird glitschige Seife, aus der schnell gefährliche Rutschbahnen werden können.

Ich will diesen Schaum aus den Mündern nicht hören. Weder am Elternstammtisch, noch in der Bahn, noch in der Zeitung. Ich will Informationen. Ich will wissen, wie es meinen Geschwistern auf der Flucht oder im Krieg oder in despotischen Staaten geht  und im Bilde sein, wenn demokratisch gewählte Regierungen hinter ihrem Rücken von der Wirtschaft in Freihandelsabkommen entmachtet werden sollen.

Ich will Informationen, damit ich all die Informationen in mir bewegen kann. Und mich dann entscheiden: ob ich mitfühle oder nicht. Mich empöre oder nicht. Ich will  mich entscheiden können. Und ich will nicht, weil Empörung sich gut verkauft und irgendwie einen Zeitnerv trifft, mich aus Prinzip empören müssen.

Weil sich dann mein Blick verzerren, sich der Schaum aus den  Mündern sich zwischen mich und die Welt schieben würde. Ich nur noch die Schatten, nur das Destruktive sähe.

Aber so ist es nicht. Meine Kinder lachen. Die Vögel singen. Es gibt freundliche Menschen, die sich selbstlos und klug für die Welt einsetzen. Es gibt viele davon. Manchmal tun sie sich zusammen. Das sind oft die Momente, in denen kleinere und größere Wunder geschehen.

Diese Momente will ich sehen. Und davon erzählen. Dann habe ich auch die Kraft, mich immer dann, wenn es wirklich ist, mich zu empören. Nur dann. Aber dann immer.

Und, wer weiß, vielleicht ja nicht nur ich.