In Schweden ist man evangelisch – weil man das halt ist. Ein schwieriges Umfeld für Katholiken. "Früher war jeder, der in Schweden geboren wurde, automatisch Mitglied der lutherischen Kirche", sagt Schwester Anna Mirijam Kaschner, die Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz, die die Bischöfe aller skandinavischen Länder umfasst. Erst seit 1999 ist die lutherische Kirche nicht mehr Staatskirche. Dazu kommt eine lange Zeit, in der es nach der Reformation gar keine Katholiken mehr in Schweden gab: "Man muss sich vorstellen, dass erst 1951 die Religionsfreiheit wieder eingeführt wurde." Entsprechend klein ist die katholische Kirche dort: Nur 1,5 Prozent der Schweden gehören ihr an.
Dementsprechend groß ist die Freude der Katholiken über den Besuch von Papst Franziskus: "Vor 26 Jahren war Papst Johannes Paul II da – und das wirkt noch bis heute nach", sagt Anna Mirijam Kaschner. Der Besuch jetzt ist auch ein Zeichen der Aufmerksamkeit für die Katholiken, denn "wir sind schon ziemlich an der Peripherie." Denn sichtbar ist die katholische Kirche inmitten der schwedischen Diaspora kaum.
Eine säkularisierte Gesellschaft
Dazu kommt: "Schweden ist eines der am stärksten säkularisierten Länder", sagt Anna Mirijam Kaschner. Knapp 65 Prozent der Schweden sind evangelisch, aber die Schwedische Kirche verliert stark Mitglieder, die Zahl der Gottesdienstbesucher ist gering. Da sticht die katholische Kirche bunt hervor: Drei Viertel aller Katholiken sind Migranten – aus über 80 Ländern! "Das ist eine logistische Herausforderung", sagt Anna Mirijam Kaschner, "allein an einem Sonntag in der Domkirche in Oslo sind zwölf messen." Denn jede Sprachgruppe möchte berücksichtigt werden.
Da hat der Papstbesuch natürlich auch eine ökumenische Dimension: "Da kann es auch weitere Schritte zu einem gemeinsamen christlichen Zeugnis geben", sagt Msgr. Georg Austen, der Generalsekretär des Bonifatiuswerks, dem Diasporahilfswerk, "denn wir werden gemeinsam als Christen gefragt, aus welchem Geist wir leben und aus welchem Geist wir diese Welt gestalten wollen." Da wagt auch Papst Franziskus einen neuen Schritt: Er will für die "Gaben der Reformation danken": "Das ist schon etwas Besonderes", sagt Anna Mirijam Kaschner. Der Pontifex wird es also an Zeichen nicht fehlen lassen, im lutherisch geprägten Nordeuropa.