Ist Beten ein Auslaufmodell? Das gemeinschaftliche Beten im Kreis der Familie zum Beispiel vor den Mahlzeiten ist selten geworden. Selbst gläubige Menschen scheuen davor zurück, sich im Lokal vor den Mahlzeiten zu bekreuzigen. In Krisenzeiten jedoch suchen Menschen nach wie vor Trost im Gebet.
Beten kann sehr unterschiedlich sein. Papst Franziskus ermutigt zum Stoßgebet - einem spontanen Gedanken oder einer Bitte, die an Gott gerichtet ist. Dem klassischen Gebet verschrieben haben sich die monastischen Orden, die sich mehrmals täglich in ihren Klosterkrichen zum Gebet treffen. Aus dem Bereich der Freikirchen kommt das charismatische Gebet, der Lobpreis, der weniger auf festen Formeln und Ritualen beruht, sondern eher spontan ist. Gerade jüngere Menschen finden auf diese Weise ihren Weg, mit Gott - oder auch einfach nur einer höheren Macht - zu kommunizieren. Das Gebet hat auch als letzter Ausweg Konjunktur, wenn diplomatische Mittel keine Konfliktlösung herbeigeführt haben. So haben sich für Syrien und andere Krisenherde der Welt Gebetsinitiativen gebildet, die mit Gebetsstürmen versuchen, die Lage der Menschen zu verbessern.
Aber: Wie politisch darf ein Gebet überhaupt sein? Ist es redlich, für den Sieg der Lieblings-Mannschaft zu beten? Und was ist mit den Studien, die belegen wollen, dass Menschen, die regelmäßig beten, eine höhere Lebenserwartung haben? Im Gespräch mit der Kölner Karmelitin Sr. Mirjam gehen wir den unterschiedlichen Gebetsformen in einem kontemplativen Orden auf den Grund. Christine Maria Emmerich erzählt vom Beten in der charismatischen Bewegung der katholischen Kirche. Mit dem Politologen Dr. Andreas Püttmann fragen wir nach politischen Dimensionen und den Grenzen des öffentlichen Gebets. Arzt und Theologe Dr. Manfred Lütz wirft einen skeptischen Blick auf die These, Beten mache gesund. Doch für alle steht eines fest: Beten ist wichtig, egal in welcher Weise gebetet wird.