Eine Kulturgeschichte des Bieres

Alkohol mit Tradition

Eigentlich besteht es nur aus Hopfen, Malz und Wasser - und prägt doch unsere Kultur wie kaum ein anderes Getränk: Bier. Das Traditionsgetränk hat es bis in Brauchtum, Kultur und Kirche geschafft.

Bier  / ©  Marius Becker (dpa)
Bier / © Marius Becker ( dpa )

Bier ist nicht gleich Bier: Für uns heute ist es ein Genussmittel, im Mittelalter war es als Grundnahrungsmittel unverzichtbar. Warum, erklärt der Theologe und Brauchtumsexperte Manfred Becker-Huberti: "Das Bier hatte den Vorteil, dass es hygienisch war, dass man es aufbewahren konnte und es vom Alkoholgehalt dosieren konnte."

Denn Säfte waren nicht haltbar, Wasser oft schmutzig und Wein schlicht unbezahlbar. Deshalb war Bier auch ein Getränk, das besonders für Kinder empfohlen wurde. Allerdings hatte das Bier mit dem, was wir heute darunter verstehen, nicht viel zu tun: Es war viel dünner, hatte weniger Alkohol und war geschmacklich nicht gerade ein Höhenflug. Nur für Festtage braute man die Art Bier, die wir auch heute noch schätzen.

Ein Zeichen der Geselligkeit

Dass Bier so beliebt ist, hat auch einen sozialen Faktor: Bier ist nicht so teuer, also können es sich alle leisten und gemeinsam aus einem Fass trinken – das ist auch ein Symbol, sagt Becker-Huberti: "Das geht noch auf germanische Zeiten zurück und war ein Hinweis darauf, dass das Bier nicht vergiftet war. So wie der Handschlag bedeutet, dass man keine Waffe in der Hand hat."

Dieses gemeinsam trinken hat sich auch in so manchen Ritualen niedergeschlagen: "Dazu gehört der Sonntagmorgen: Früher war es üblich, dass man nach dem Hochamt gemeinsam Bier trinken ging. Schließlich hatte man vorher auch viel zusammen gesungen, da musste die Kehle wieder befeuchtet werden."

Klösterliches Bier

Die Kirche hat schon seit vielen Jahrhunderten eine enge Verbindung zum Bier: Denn nicht zuletzt wurde es in Klöstern gebraut. "Die Mönche haben deshalb Bier gebraut, weil ihnen ein Wallfahrtsort zur Betreuung anvertraut wurde. Wo Pilger kommen, kommen Bitten und Gebete, aber auch Hunger und Durst. Nach guter benediktinischer Gastfreundschaft haben die Mönche das Bier dann bald auch nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Pilger gebraut", sagt Martin Glaab vom Kloster Andechs. Das bayrische Kloster produziert 100.000 Hektoliter Bier und ist damit die größte Klosterbrauerei Deutschlands, die ohne einen Konzern arbeitet.

Die Bierherstellung beeinflusst auch, wie im Kloster gelebt und gedacht wird, sagt er: "Wenn Mönche unternehmerisch tätig sind, erdet das die Spiritualität. Wer als Unternehmer Verantwortung trägt für Mitarbeiter und eine nachhaltige Entwicklung, ist kein spiritueller Überflieger, sondern weißt, dass nach dem Motto 'Ora et Labora' alles Gottesdienst ist."


Quelle:
DR