Wort des Bischofs

Für die Lebenden und Verstorbenen beten

Kein Mensch kann für sich alleine leben. Jeder braucht Liebe, Zuspruch und Anerkennung. Und die kann man seinen Mitmenschen auch im Gebet angedeihen lassen. Kardinal Woelki ist überzeugt: "Beten ist nicht nur was für fromme Profis!"

Kardinal Woelki / © dr (DR)
Kardinal Woelki / © dr ( DR )

Immer dann, wenn mir einer sagt: "Herr Erzbischof, ich habe extra für Sie gebetet!" freue ich mich. Letzte Woche erst hat mir eine Ordensschwester versichert: "Herr Kardinal, ich bete eigentlich immer für Sie, ich glaube, Sie können das gebrauchen!" Ja - das kann ich sehr gut gebrauchen. Ich bin nämlich fest davon überzeugt, dass es hilft, wenn wir füreinander beten.

Das Gebet ist eines der wertvollsten Geschenke, die wir verschenken können. Ganz egal, ob es ein Bittgebet oder ein Dankgebet ist. Wer ein Gebet verschenkt, der verschenkt nicht nur seine Aufmerksamkeit und Liebe - nein, der bringt auch Gott ins Spiel. Wo immer aber Gott hinzukommt, da fängt das Leben erst richtig an.

Kein Mensch kann für sich alleine leben. Jeder braucht Liebe, Zuspruch und Anerkennung. Im Gebet füreinander erfahren wir all das, was unser Leben liebens- und lebenswert macht. Sie haben bis jetzt immer nur für sich gebetet? Das kann bestenfalls ein Anfang sein. Sie haben bis dato überhaupt noch nie gebetet? Dann sollten Sie noch heute damit anfangen. Es ist ganz einfach, vertrauen Sie darauf, dass Gott bei Ihnen ist.

"Klopfet - und Euch wird aufgetan! Bittet - und Ihr werdet erhört werden!" Auf dieses Versprechen Jesu dürfen Sie sich voll und ganz verlassen. Wenn Sie dann noch Lebende und Verstorbene mit in Ihr Gebet nehmen, erfüllen Sie ganz automatisch auch ein Werk der geistlichen Barmherzigkeit. Also los, beten ist nicht nur was für fromme Profis! Wer regelmäßig seine Augen zum Himmel erhebt und betet, der findet bei Gott ein offenes Ohr. Und wer dann noch für andere betet, der ist dem Himmel auf Erden schon sehr nahe.

Ihr

Rainer Woelki

Erzbischof von Köln