Reformation

Ein ganzer Tag geschenkt

Der Jüngste ist der einzige, der noch zur Schule geht. Warum er heute schulfrei hat, erklärt sich für ihn von selbst: es sind Herbstferien.

Martin Luther-Spielfigur des Herstellers Playmobil / © Harald Oppitz (KNA)
Martin Luther-Spielfigur des Herstellers Playmobil / © Harald Oppitz ( KNA )

Schon. Aber, heute ist auch in ganz Deutschland ein Feiertag. 500 Jahre Reformation. Ich freue mich, dass es wenn auch nur für dieses eine Mal, wieder einen evangelischen Feiertag gibt.

Bis in die Mitte der 90er gab es einen solchen evangelischen Feiertag noch mit dem Buß-und Bettag. Der mir als Schülerin hochwillkommen war: alle meine evangelischen Freundinnen gingen zur Kirche. Ich hatte frei. Später fand ich es schade, dass ausgerechnet der einzige evangelische bundesweite Feiertag, dem Tag der deutschen Einheit weichen musste.

Der Reformationsfeiertag heute beschließt die 500 Jahr Feiern zur  Reformation würdig. Schließlich hat uns das ganze Reformationsjahr mit all seinen Aktivitäten, vom Luther Musical bis zu den Lichtinstallationen gestern und heute in Wittenberg, noch mal begreifen lassen, was Luther und seine Zeitgenossen damals geleistet, wie viel sie Europa  und dem Christentum geschenkt haben. Immerhin zwang Luther alle, sowohl die, die ihm folgten, als auch die, von denen er sich schmerzlich trennte, existentiell die Frage nach Gott in ihrem Leben zu stellen.

Und das ist doch die  Frage, um die es eigentlich geht: wie viel Zeit wir uns im Leben für das einzige, was unser Leben dauerhaft ändern kann nehmen und das Göttliche, das Unsichtbare, das woher wir kommen, das wohin wir gehen und alles dazwischen zu suchen. An Feiertagen haben wir Zeit zu üben. Damit wir es an allen Tagen können und nicht vergessen.

Dem Staat ist unsere Suche soviel wert, dass er heute allen Zeit dafür einräumt. Ich finde das bemerkenswert.

Luther hat dieser Suche sein Leben gewidmet, viel riskiert und viel ausgehalten. Seine Beziehung zu Gott war wichtiger, als alles andere. Alleine darüber lohnt es sich nachzudenken. Z.B. heute an diesem geschenkten Tag, den Luther uns durch 500 Jahre Zeit reicht.

Wie wunderbar.