Sie sei in München entspannt katholisch aufgewachsen, sagt Nina Achminow, in der Kirche habe sie eine herzliche Atmosphäre erlebt und auch in der katholischen Schule mit den Religionslehrern zu diskutieren, sei ein großes Vergnügen gewesen. Doch dann, vor 16 Jahren, wurde es der Autorin mit der katholischen Kirche zu viel. Sie empfand die Kirche als eine Kirche alter Männer, zu hierarchisch, zu wenig attraktiv für eine Intellektuelle. Nina Achminow trat aus der katholischen Kirche aus. "Es war ein angestautes Grummeln", beschreibt sie ihr Denken und Fühlen, "die Position der Frau in der Kirche war ein großes Thema – und ist es auch heute noch. Dazu kam das Gefühl, dass es sowieso keinen Sinn hat, darüber zu sprechen, weil es niemanden interessiert, weil die Kirche so ist, wie sie ist und sich niemals ändern wird".
Aufwachsen im Glauben ist wie das Lernen einer Sprache
Dann wurde Nina Achminow Mutter, und obwohl sie aus der Kirche ausgetreten war, wollte sie ihre Tochter taufen lassen, denn "das Aufwachsen im Glauben ist wie das Lernen einer Sprache", ist sie überzeugt, "ob man diese Sprache dann später verwenden wird oder nicht, hängt vom eigenen Leben ab. Aber erst einmal die Möglichkeit zu finden, in diese Seelenschichten hineinzuformulieren, das wollte ich meiner Tochter bieten". Also ging Nina Achminow, die aus der Kirche ausgetreten war, mit ihrem unreligiös lebenden Mann zu einem Pfarrer und fragte, ob sie ihre Tochter taufen lassen könne. "Die Frage zu stellen, war eine Mutprobe", erzählt sie, "aber die Antwort war sehr herzlich. Der Priester hat gesagt, dann kommt halt mal vorbei, dann reden wir. Er hat nach diesem freundlichen Gespräch gemeint, er habe keinen Zweifel daran, dass das jetzt kein Show-Verständnis der Taufe sei, sondern dass es mir wirklich um etwas gehe. Das sei in Ordnung".
"Widerspruch aus Loyalität"
Als ihre Tochter dann zur Kommunion kam und die katholische Kirche als sehr zugewandt erlebte, wurde das Thema für Nina Achminow immer präsenter. Sie überlegte hin und her, ob sie nicht doch wieder in die katholische Kirche eintreten solle. "Dann habe ich mir über die katholische Glaubensinformation weit weg von zuhause einen Gesprächspartner gesucht – in einem anderen Stadtviertel und habe mit dem einige Gespräche geführt und mich auseinandergesetzt", erzählt sie. Nina Achminow bekam Bücher in die Hand, die sie faszinierten. "Widerspruch aus Loyalität" hieß eines. Der Jesuit Klaus Mertes hat es geschrieben. "Da haben mir die Ohren geschlackert", schwärmt sie, "ich bin ein relativ intellektueller Mensch und ich lese das. Alles, was ich rausschimpfe, ist ganz klar und präzise aus dem katholischen Glauben heraus neben das säkulare Denken gestellt und formuliert. Ich dachte, wenn das innerhalb der katholischen Kirche möglich ist, dann kann ich da auch sein".
Die katholische Vielfalt und Weite begeistert
Nina Achminow ist wieder in die katholische Kirche eingetreten, obwohl sich, was die Frauenfrage in der Kirche betrifft, kaum etwas geändert hat. "Ja – das stimmt alles", gibt sie zu, "und das ist auch alles ärgerlich und da kann ich mich drüber aufregen. Aber das ist bei weitem nicht alles, woraus die Kirche besteht. Und dieser Begriff der katholischen Weite, der Vielfalt – der Vielfalt der Sprachen, der Erfahrungen, die da formuliert sind, das ist ein so gigantisches Erbe". Und dann schwärmt Nina Achminow von den katholischen Traditionen, von der Messfeier, den Begegnungen, dem sonntäglichen Gang zum Gottesdienst. All das fasziniert sie an Kirche so sehr, dass sie froh ist, wieder in der katholischen Kirche zu sein. In ihrem Buch "Gott – glaube ich: Mein Weg raus aus der Kirche und wieder zurück", erzählt sie ihre Glaubensbiografie, eine begeisternde Geschichte, die viel Lust auf Kirche macht.