Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat alle Getauften dazu ermutigt, die Schönheit der Berufung zum Christsein und die Schönheit der Kirche neu zu entdecken. "Die Kirche hat ihre Schönheit nicht aus sich selbst. Sie hat sie vom Herrn." Der Erzbischof predigte beim traditionellen Aschermittwoch der Künstler in der Kölner Kirche Maria Himmelfahrt am Hauptbahnhof. Die Kirche habe ihre Schönheit von Jesus Christus, sagt Woelki vor mehreren hundert Gläubigen. "Wenn nicht Jesus Christus ihren Reichtum bildet, dann ist die Kirche erbämlich", zitiert Kardinal Woelki den französischen Kardinal Henri de Lubac. Und in diesem Zustand erscheine die Kirche heute nicht selten.
Wie die Kirche all ihre Schönheit von Gott empfange, so sei das auch mit unserem Leben, sagte Woelki. "Es empfängt seine Schönheit, weil jeder von uns Abbild, Ebenbild Gottes ist." Ohne Gott stehe unser Leben in Gefahr, flach und leer zu werden, ohne Tiefgang zu sein. "So lebt ja dann mancher heute nur noch von Tag zu Tag, von Ferien zu Ferien, von Problem zu Problem, von Tweet zu Tweet." Alles sei irgendwie gleich und damit auch gleichgültig. Ohne Gott seien wir in der Gefahr, die letzte Bestimmung unseres Menschseins aus dem Blick zu verlieren. "Die Kirche will uns deshalb in diesen Tagen wieder zur Schönheit zurückführen."
Frings griff Idee auf
Der Aschermittwoch der Künstler ist eine von dem katholischen Schriftsteller und Diplomaten Paul Claudel nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris begründete Veranstaltung der Begegnung von Kirche und Kunst, die jährlich am Aschermittwoch in über 100 Städten stattfindet.
Dem ersten Künstleraschermittwoch Claudels war zu diesem Termin schon früher ein Treffen französischer Künstler zu einer religiösen Besinnung vorangegangen, das im Jahr 1914 von dem französischen Karikaturisten und Theatermaler Adolphe Willette, einem Freund von Henri de Toulouse-Lautrec, einberufen wurde. Nach dem Tod Willettes 1926 wurde noch im gleichen Jahr in der Pariser Pfarrkirche Saint-Germain-l’Auxerrois eine Messe für alle verstorbenen Künstler gefeiert.
Der Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings griff die Idee seit 1950 in Köln auf. Kurz danach wurde der Aschermittwoch erstmals in München gefeiert, zu dem alle Künstler der Erzdiözese München und Freising eingeladen werden. Weltweit findet der Aschermittwoch der Künstler heute in über 100 Städten statt.
In einer zuweilen auch ökumenisch gefeierten Liturgie beginnen die Künstler mit ihren Bischöfen und Künstlerseelsorgern die 40-tägige Fastenzeit und lassen sich ein Aschenkreuz auf die Stirn zeichnen. Anschließend findet zumeist eine künstlerische Akademie statt. Mancherorts wird aus diesem Anlass auch für notleidende Künstler gesammelt.
Start in die Fastenzeit
Mit dem Aschermittwoch beginnen die vierzig Tage der Vorbereitung auf die Feier des Todes und der Auferstehung Jesu Christi. Diese österliche Bußzeit will die Christen dazu anleiten, das eigene Leben zu überdenken und – wo nötig – die Weichen neu zu stellen.
Wir kennen im deutschen Sprachraum die Bezeichnung Fastenzeit und beziehen uns damit auf die früher übliche Form des leiblichen Fastens während dieser vierzig Tage als Erinnerung an das vierzigtägige Fasten Jesu in der Wüste und als persönliche Vorbereitung auf das Fest unserer Erlösung an Ostern. Ihren tiefsten Sinn erhält die Fastenzeit von Ostern her. Von den strengen Fasttagen sind heute nur noch der Aschermittwoch und Karfreitag als Fast- und Abstinenztage geblieben.
Die Fastenzeit konfrontiert uns mit unseren Schwächen, mit Versagen und Schuld, damit wir erkennen, wo wir einen neuen Anfang setzen sollen. Gleichzeitig richtet sie unseren Blick auf die Passion Jesu, der uns durch sein Leiden und Sterben befreit hat zu einem neuen Leben.
Schon der Prophet Jesaja (58,1–12) legt den eigentlichen Sinn des Fastens dar, wenn er betont, dass es nicht um öffentlich demonstrierte Verzichtleistungen geht, sondern um die innere Erneuerung der Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen, was eine persönliche Umkehr einschließt. Richtig verstanden, meint Fasten ein "Beten mit Leib und Seele" (Anselm Grün). Fasten ist niemals gegen etwas oder jemanden gerichtet (wie der Hungerstreik), sondern immer für – sei es z. B. zur inneren Läuterung oder zur Klärung von Beziehungen. So gehören zur christlichen Praxis in der Fastenzeit das Beten, das Fasten und das Almosengeben.
Die österliche Bußzeit beginnt mit dem Auflegen des Aschenkreuzes. Dabei spricht der Priester: "Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!" (Mk 1,15) oder: "Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst." (Gen 3,19) Die Bezeichnung mit dem Aschenkreuz erinnert an die Erschaffung des Adam (= Erdling) aus dem Erdboden (Gen 2,7), wohin der Mensch einmal zurückkehren wird. Das Zeichen der Asche mahnt uns an die notwendige Läuterung und an die Vergänglichkeit des Lebens. Der Aschermittwoch stellt uns auf einen Weg nach Ostern, der uns bewusst macht, wie hoch der "Preis" unserer Erlösung war: "Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab" (Joh 3,16).