"Lostage sind Merktage für das Wetter, die in sich die Hoffnung auf eine gute Ernte tragen. Diese Tage hat man damals an den katholischen Heiligen festgemacht. Also an den Namenstagen, die richtig groß gefeiert wurden. Und diese Tage waren mit bestimmten Wetterphänomenen verknüpft. Das hat man sich besser merken können, als normale Wochentage", erklärt Michels.
"Schwendtage sind dagegen sogenannte Unglückstage. Davon gibt es in jedem Monat einige. Früher hat man an diesen Tagen nicht einmal geheiratet oder Feste gefeiert. Und im Garten oder auf dem Feld hat man höchstens geerntet, aber nichts gepflanzt oder gesät", führt der Wetterexperte weiter aus.
Vorhersagen anhand ungewöhnlichster Phänomene
Wie wird das Wetter? Eine Frage, die in wilden Wetterzeiten, wie diesen, immer schwerer zu beantworten ist. Zwar können Vorhersagen Tiefdruck- und Hochdruckgebiete ankündigen und großflächig Regengebiete oder wolkenlosen Himmel abbilden. Ob der Schauer dann wirklich im eigenen Garten runterkommt oder nicht, also lokale Wetterphänomene, kann man meistens nicht ablesen. Jedenfalls nicht am Wetterbericht.
Wie das Wetter im eigenen Umfeld wird, haben Bauern seit Jahrhunderten nicht nur beobachtet, sondern sie haben Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge mit Hilfe von Bauernregeln festgehalten und weitergegeben. Und immer wieder werden von "Wetterpropheten" neue Zusammenhänge erkannt und gedeutet. Königskerze, Weinrebe oder Ameisenhügel – Wetterpropheten wagen anhand der ungewöhnlichsten Phänomene Vorhersagen.
Bernhard Michels aus Ostwestfalen-Lippe ist sozusagen der Allrounder unter den Wetterpropheten. Die Wetterbeobachtung ist ihm quasi in die Wiege bzw. in die Scholle gelegt. Für den Bauernsohn gehörte sie zum Alltag. Wann wird gesät, gepflügt und geerntet?
Wetter faszinierte ihn so sehr, dass schon im Alter von zehn Jahren das Schreiben zum Gucken kam. Er begann, seine Beobachtungen zu notieren. Seit viereinhalb Jahrzehnten beobachtet er die Wolken, den Wind, Tiere und Pflanzen und versucht, neue Regeln zu entdecken und alte zu überprüfen.
Beruflich hat sich Michels zwar dem Blutdruck und nicht dem Hochdruck verschrieben: er ist Krankenpfleger, statt Meteorologe geworden. Aber jede freie Minute gehört immer noch dem Wetter.
Sieben Bücher über Wetter hat er schon veröffentlicht. Über altes Wetterwissen, über Bauernregeln und über alles, was man an tierischen Wetterpropheten ablesen kann.
Warum die Spinne mehr "Ahnung" vom Wetter hat als der "Wetter-Frosch", wie Wolken und Wind zusammenhängen und auf welche Bauernregel man sich auch heute noch verlassen kann, das weiß Michels alles zu berichten.
Buchtipp:
Bernhard Michels; Altes Wetterwissen wieder entdeckt: Bauernregeln, Wolken & Wind, Tiere & Pflanzen. blv-Verlag, 16,99 Euro.
Berhnard Michels; Tierische Wetterpropheten; Aus Tierverhalten das Wetter deuten. blv-Verag. 15 Euro.