"Hier auf dem Katholikentag in Münster war man in der vergangenen Woche ganz intensiv auf der Suche. Gesucht wurde der Friede. Selbst in der Stadt, die bekannt geworden ist für den Westfälischen Frieden, war das keine einfache Aufgabe. Denn Friede fällt einem eben nicht so einfach in den Schoß. Gerade der Friede muss immer wieder neu errungen werden: 'Suche den Frieden und jage ihm nach!', so heißt die entsprechende Aufforderung in den Psalmen der Bibel.
Bei der Friedenssuche geht es übrigens nicht nur um die großen Kriege der Völker. Auch die vielen Kleinkriege in unseren Gemeinden, in unseren Familien, ja auch unter uns Bischöfen müssen befriedet werden. Das heißt jetzt nicht, dass man über den rechten Weg nicht auch mal richtig streiten darf. Ich bin der festen Überzeugung: Streit um die gute Sache ist sogar dringend notwendig. Aber das Ziel, ein friedliches Zusammenleben auf allen menschlichen Ebenen im Einklang mit Gott und seinem Willen, das dürfen wir dabei nie aus den Augen verlieren! Alle die hier in Münster bei diesem großen Glaubensfest dabei waren, können so in ihre Heimatgemeinden gehen und Friedensstifter werden und andere anstecken.
Helfen können uns dabei Menschen wie Franz von Assisi. Dieser große Heilige des Mittelalters und Gründer des Franziskanerordens hat sich mit seiner Familie gestritten. Mit seinen Mitbrüdern, ja sogar mit dem Papst lag er zeitweise im Clinch. Aber es ging ihm in allem Streit immer um den wahren Frieden, der Jesus Christus selbst ist. Es ging ihn um ein friedliches Zusammenleben – nicht nur der Menschen untereinander, sondern mit der ganzen Schöpfung. An Bruder Franz, dem heiligen Franziskus, dürfen wir uns alle orientieren. Mit ihm gemeinsam dürfen wir beten: "Guter Gott und Herr, mache mich zu einem Werkzeug Deines Friedens!"
Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln