oder: Schreib so Bub, dass es nicht wieder Krieg gibt

Mit Zeitunglesen mein Leben auf Kurs bringen

Mein Wochenende hat immer eine besondere Zeitungsfreude und damit eine besondere Inspiration im Gepäck.

 (DR)

Ich weiß, nur noch wenige Menschen haben Tages- oder Wochenzeitungen morgens im Briefkasten. Keine Zeit! So lästig! Der Papierberg! Ich lese lieber online usw... höre ich, wenn jemand mein Zeitungsregal in der Küche sieht: darin eine Tageszeitung, eine Wochenzeitung und auch noch, als Wochenendabo, die Freitags- und Samstagsausgaben der Süddeutschen.

Zeitungslesen war schon immer wichtig für mich. Aber in der letzten Zeit ist es so dringlich wie Atmen geworden. Ich will verstehen, was in der Welt passiert. Wirklich verstehen. Dazu brauche ich wahre Informationen. Und keine Empörungsindustrie, die mit meinen Gefühlen spielt. Und Meinungen, die keine Manipulation sind.

Nur mit beidem, guten Informationen und fundierten Meinungen, kann ich mir mein eigenes Bild machen. Beides setzt Qualitätsmedien voraus. Die wiederum brauchen gut ausgebildete Mitarbeiter - ich kann ja schließlich nicht selbst, von Syrien bis Trump, von Erdogan bis Nordkorea, alle Quellen selber suchen und befragen, nur um mir ein Bild zu machen.

Mein Geld ist gut angelegt: Zeitungslesen am Wochenende ist meine Kompassnadel, mit der ich mein Leben immer neu auf Kurs bringe. Spätestens am Wochenende mache ich mir Gedanken, wo ich stehe, wie ich zu dem stehe was passiert ist, wie ich selber die Welt anschauen, was ich sagen, bekämpfen oder verteidigen will.

Viele Kollegen lese ich mit Gewinn, einen mit Besonderem: Heribert Prantl. Der Kollege, vielfach ausgezeichnet, gefragter Redner und Dozent in der Ausbildung von Journalisten, ist Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung. Heribert Prantl ist Journalist und Jurist.

Vielleicht ist es sein Wissen um Recht und Unrecht, um Rechtsstaatlich-- und Unrechtsstaatlichkeit, das seine Texte für mich, eine Geisteswissenschaftlerin, so wertvoll machen. Sicher ist es seine Menschlichkeit.Die wiederum hat viel mit seiner Oma zu tun.

Oma Maria war eine Bauersfrau und hatte 15 Kinder. Heribert Prantl, der in Regensburg aufwuchs, sagt über sie: "Ich habe das Lesen, das Schreiben und die biblischen Geschichten von ihr gelernt – und auch den Zorn auf den Krieg und auf die Hetze und die Gottlosigkeit der Nazis."

Natürlich beschäftigt auch Heribert Prantl die aktuelle Weltlage. Und fragt sich in einer seiner Kolumnen, was seine Oma wohl von ihm wollen würde?

"Schreib was, Bub", würde sie wohl sagen, "schreib was, dass es nicht wieder Krieg gibt."

 


Heribert Prantl / © Angela Krumpen  (ak)
Heribert Prantl / © Angela Krumpen ( ak )