Ein böses Foul im Strafraum. Eine ganz klare Sache - Elfmeter - oder ? Was der Schiedsrichter aus seiner Perspektive nicht sehen konnte, beweist heutzutage der Videobeweis. Jetzt in Russland, wo er erstmalig bei einer Fußball WM zum Einsatz kommt, wird nicht automatisch jede Schiedsrichterentscheidung besser, aber es gibt durch die Videobilder die Möglichkeit für ein besseres Gesamturteil.
In meinem realen Leben muss ich ohne Videobeweis klar kommen. Selbst wenn ich im Rückblick manches vielleicht lieber anders machen würde. Denn mein reales Leben läuft in Echtzeit ab. Ich kann mein Leben nicht zurückspulen. Alles was ich gesagt oder getan habe, ist erstmal Fakt. Aber ich kann im Nachhinein zu der Ansicht kommen, dass ich einen Fehler gemacht habe. Dann kann ich mich entschuldigen und darum bemühen, den Fehler wieder gut zu machen. Als Christ hilft mir dabei die Beichte: Wenn mir meine Fehler wirklich leidtun, darf ich auf Gottes großzügiges Erbarmen hoffen. Mit Gottes Hilfe kann ich dann den Reset-Knopf drücken und den Neustart wagen.
Gott selber braucht übrigens keinen Videobeweis. Er kennt mich und mein Leben durch und durch. Er weiß um meine Stärken und Schwächen. Unser Vater im Himmel muss mir am Ende meines Lebens daher auch nicht wie der Videoschiedsrichter meine Fouls und Fehler aufzeigen. Ich weiß doch in der Regel schon hier und heute, wo ich auf Abwegen unterwegs war - wo ich gesündigt habe und Gottes gute Wege verlassen habe. Aber ich weiß auch ohne jeden Videobeweis, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes für uns Menschen gestorben ist.
Auf diese unendliche Liebe Gottes vertraue ich - und in dieser Liebe Gottes dürfen wir alle leben bis ans Ende der Zeit!
Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln