Mutgeschichten im Advent 2

Unverhoffte Ermutigung

Manchmal wird das Leben plötzlich so anders, dass es ganz neu gedacht werden muss. Auch die Adventszeit.

 (DR)

Ein Freund von mir aus dem Süden Deutschlands steht überraschend vor den Scherben seiner Ehe. Bald hätte er Silberhochzeit gefeiert. Jetzt ist er alleine. Ohne die Frau an seiner Seite, von der er dachte, sie sei seine Gefährtin, bis dass der Tod und nicht das Leben sie scheide.

Als der Freund von seiner Trennung am Telefon erzählt, liegt so viel Schmerz in der Leitung, dass es mich hunderte Kilometer entfernt in meiner warmen Küche friert. Nichts wird bleiben wie es war, auch der nahende Advent wird anders als all die Jahre zuvor aussehen.

Worte sind meine Freunde. Ich finde, sie können so viel mehr als informieren. Das, also informieren, können und sollen sie natürlich auch. Aber sie können uns das Leben auch zur Hölle machen. Oder den Himmel auf die Erde holen.

Und weil Worte so viel können, schreibe ich so gerne Briefe. Oder wenigstens ihre kleine Schwester, die Postkarte.

Dem  Freund schicke ich fortan immer mal wieder eine Karte. Mal mit leichteren, mal mit tieferen - aber immer mit echten Gedanken. Mal gehe ich bei klugen Menschen suchen, mal finde ich Treibgut, Fundstücke, von den jeden Tag aufs Neue anbrandenden Informationswellen angespült.

Zum ersten Advent schicke ich ihm eine minikleine Adventsausstattung, darin den kleinsten Adventskranz aller Zeiten: vier mit Sternen beklebte Teelichter. Mit schwarzem Edding habe ich unter den Kerzen kleine Adventsbotschaften versteckt, die erst sichtbar werden, wenn der ganze Wachs flüssig geworden ist.

Die Überraschung gelingt - der Freund findet die Kerzenbotschaften und die Worte fallen ihm ins Herz. Er schreibt: "Danke. Die Worte sind mir tatsächlich eine echte Ermutigung, meine neue Lebenssituation in einen größeren Horizont zu stellen."

Ja, ich wollte mit meinen Worten ein bisschen Licht in diese schwierige, neue erste Adventszeit bringen. Aber, dass sie am Himmel kratzen und ein bisschen Tau vom Himmel schicken, hätte ich nicht zu hoffen gewagt. 

Ich staune, weil: jetzt bin ich die, die ermutigt ist.