Eng aneinander geschmiegt sitzen Cornelia und Heinz-Bernd Draschner vor dem Dreikönigenschrein. Sie halten sich an der Hand und flüstern sich in inniger Verbindung miteinander immer wieder etwas zu. Vor 19 Jahren haben die beiden 55-Jährigen zueinander gefunden, seit neun Jahren sind sie miteinander verheiratet. Zu der Teilnahme an diesem Valentinsgottesdienst im Kölner Dom haben sie sich sehr bewusst entschieden. "Wir wollen dafür danken, dass wir noch als Paar hierherkommen können." Ein lebensgefährlicher Unfall vor gut zwei Jahren hätte beinahe alle gemeinsamen Zukunftspläne zunichte gemacht. Nun aber freuen sie sich, dass sie bereits zum dritten Mal die Einladung der Katholischen Kirche in der City annehmen können, um ihre Liebe segnen zu lassen, und nehmen das gleichzeitig auch zum Anlass, sich gegenseitig die Treue neu zu versprechen. "Es ist schön, dass sich die Kirche den Valentinstag zurückgeholt hat", sagt Cornelia Draschner. Für sie beide jedenfalls sei das ein ganz bedeutsamer Gedenktag geworden.
Rita und Wilfried Römer sind eigens aus Engelskirchen in den Dom gekommen. Obwohl sie sonst nicht viel mit Valentin im Sinn hätten, wie sie sagen, spricht sie der religiöse Aspekt dennoch sehr an. Das Paar hat den Wunsch, seine Ehe unter den Schutz Gottes zu stellen, und verspricht sich von der Feier Kraft für seine Beziehung. "Dieser Gottesdienst bietet die Gelegenheit, etwas für uns und unsere Partnerschaft zu tun", betonen beide.
Spätes Glück
So geht es auch Marisa und Hanno Thiemann aus Wachtberg. Die beiden haben noch einmal im Alter von 70 und 81 Jahren ein "spätes Glück" miteinander gefunden und erst vor zweieinhalb Jahren geheiratet. Sie zelebrieren für sich den "Tag der Verliebten" ganz klassisch mit einem Köln-Ausflug, bei dem ein gemeinsames Essen, aber auch der Gottesdienst für Paare fest eingeplant sind. Zwei "Liebeskerzen", die Kristell Köhler, Referentin in der Erwachsenenpastoral des Erzbistums, und Diakon Jens Freiwald vom Katholischen Stadtdekanat zuvor an sie und viele anderen Passanten auf der Domplatte verteilt haben, brennen bereits im Kölner Dom: "für unsere Liebe, unsere Kinder und liebe Verstorbene", sagt das Paar.
Cynthia Franke und Dennis Dörner, beide 25, sind seit einer Woche frisch verliebt. Der junge Mann fängt demnächst bei den Maltesern als Mitarbeiter im Notdienst an. An diesem Tag aber hat er noch frei. Erst essen gehen und dann ins Kino – so hat er sich den Valentinstag mit seiner Liebsten vorgestellt. Eine Kerze für die noch junge Liebe anzuzünden, "damit sie auch hält" – diese Idee gefällt beiden. "Amor hat mich mitten ins Herz getroffen; jetzt habe ich hier eine Wunde", lacht der 17-jährige Mehmet Sakiri übermütig und nimmt Freundin Lisa – angesprochen auf den Schutzpatron der Liebenden – umso fester in den Arm. Eine Kerze für die Liebe und einen Segen noch dazu? "Ja, das machen wir. Der Tag heute soll schließlich etwas ganz Besonderes sein!"
"Gott ist ein Freund der Liebenden"
Dann werden die Töne leiser, verhaltener und auch feierlicher im Kölner Dom. Der ausgewählte Text aus dem ersten Korintherbrief des Apostels Paulus über Wesen und Vermögen der Liebe, den Diakon Freiwald verliest, berührt die vielen Paare spürbar, die an diesem Nachmittag von überall her in diese Andacht gefunden haben. Und er lädt gleichzeitig ein – dazu ermutigt Domdechant Robert Kleine ausdrücklich – die eigene Partnerschaft an diesem Ort neu in den Blick zu nehmen. "Denn Gott ist ein Freund der Liebenden."
In ihrer Meditation zu diesem berühmten 13. Kapitel des Paulus-Briefes spricht Kristell Köhler dann von Mut, den die Liebe brauche: von Mut, "der nicht aufhört, wenn die Worte schwer werden, der nicht aufgibt, wenn kein Weg mehr sichtbar ist". Die Theologin skandiert den "Mut zum Abenteuer, den zum Unerwartbaren und den zum Grenzenlosen, das andere ansteckt". Sie benennt aber auch die Güte, "nicht jedes Wort zu wichtig zu nehmen und auch die, Schwäche zu zeigen, nicht nach dem eigenen Nutzen zu fragen, immer wieder ein Lächeln zu schenken und zu vertrauen". Und sie gibt zu bedenken, dass es die Geduld in der Liebe ist, die ermöglicht, "einander zu tragen und zu ertragen, den Streit zu beenden, den Schmerz auszuhalten und immer wieder einen Anfang zu suchen". Schließlich endet ihr geistlicher Impuls damit, dass es zu der Liebe Gott brauche, der "bedingungslos, nachsichtig und vergebend seine schützende Hand über jeden Einzelnen und jede Liebe hält".
Weniger Kommerz – mehr Sinn
"Der Heilige Valentin von Terni ist nicht der Patron der Floristen oder Parfümerien", stellt Kleine unmissverständlich die tiefere Bedeutung dieses Segnungsgottesdienstes klar. Vielmehr sei er ein frühchristlicher Bischof gewesen, habe Liebespaare trotz des Verbots von Kaisers Claudius II. christlich getraut und sei dafür im Jahr 263 hingerichtet worden. In einer kurzen Ansprache begrüßt der Domdechant die vielen unterschiedlichen Paare mit ihren ganz individuellen Liebes- und Lebensgeschichten. Dabei richtet er seinen Gruß an die jahrzehntelang verheirateten Ehepartner genauso wie an die frisch verliebten Paare oder auch an die Menschen mit gescheiterten Beziehungen, deren Liebe zerbrochen ist, und nicht zuletzt an diejenigen, die immer schon alleine gelebt haben, sich aber vielleicht nach der Liebe eines Menschen sehnen. Allen soll die "Liebeskerze" mit dem Aufdruck "In Liebe verbunden" als Symbol für ein Miteinander dienen und an die Werte der Liebe – Treue, Geborgenheit, Freude, Verlässlichkeit und Unterstützung – erinnern. Die Liebe könne sehr unterschiedliche Gesichter haben, sagt Kleine, gemeinsam aber seien allen Liebenden Fürsorge, Zuneigung und Verantwortung.
Nach dem Motto "Weniger Kommerz – mehr Sinn" ist es ihm auch bei der dritten Auflage dieses Segnungsgottesdienst zum Kölner Valentinstag, der seit 2017 in Kooperation mit der Ehepastoral des Erzbistums und dem Domforum begangen wird, ein Anliegen, den Valentinstag neu zu beleben und aus seiner Verkitschung zu holen. "Es geht darum, die Liebe ernst zu nehmen und die unterschiedlichen Formen von gelebter Partnerschaft zu stärken", argumentiert er. "Gott begegnet uns mit seiner Liebe. Ein Abbild dieser Liebe Gottes ist jede Liebe, in der sich zwei Menschen miteinander verbunden fühlen." Eine solche Bestimmung füreinander zu segnen und Mut zu machen, an diesem gemeinsamen Weg festzuhalten, sei Ziel des Kölner Valentinstages. (Beatrice Tomasetti)
Prominenter musikalischer Kooperationspartner war in diesem Jahr die Band MILJÖ. Die fünf Jungs haben eigens für den Kölner Valentinstag ein Musikvideo zu dem Song "Einer, dä dich leev hät" produziert.