In seiner Predigt ging Domdechant Robert Kleine auf folgenden Text ein: "Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen.Was sagst du?" (Joh 8,4f.)
Die Erzählung von der Ehebrecherin gehöre zu den bekanntesten und eindrucksvollsten Texten des Johannesevangeliums. Es gehe auf den ersten Blick um einen Ehebruch und seine Bestrafung. Die Pharisäer schlagen Jesus vor, eine Frau, die ihren Mann betrogen hat, zu steinigen – vom Mann sei in dem Text übrigens keine Rede, so Kleine.
Jesus verurteilt die Frau nicht
Die Männer würden sich über die Frau erheben, sie verurteilen und sich selbst damit auf die Seite der Guten stellen. „Gerne sehen wir die Fehler der anderen – ungern blicken wir auf uns, auf das, was in unserem Leben nicht gelingt.“ Wie reagiert Jesus? Er sagt den berühmten Satz: „Wer von Euch ohne Sünde ist, der werfe als Erster einen Stein auf sie.“
Jesus verurteile die Frau nicht. Er verharmlose die Situation allerdings auch nicht. Er wisse um die Sünde der Frau, binde sie aber nicht an die Vergangenheit. „Er öffnet jedem Menschen immer wieder eine Zukunft.“
Bezug zur Gegenwart
Aus diesem Evangelium ergäben sich auch heute wichtige Fragen: „Wie urteilen und verurteilen wir? Stoße ich nicht auch manchmal andere Menschen nach unten, um mich zu erheben?“ Menschen, die immer nur auf andere zeigten, nenne Jesus Heuchler.
„Wir müssen sicherlich auch mit Blick auf die Geschichte der Kirche und auch auf aktuelle Vorkommnisse und die Verbrechen, die Missbräuche, die passiert sind, das Wort Heuchler manches Mal in den Blick nehmen. Heuchler haben den Bezug zur eigenen Realität verloren.“ Jesus ermutige uns dazu, den Blick auf die Zukunft zu richten und von heute an ganz bewusst und mit Gottes Liebe zu leben.