Chrisam-Messe mit Kardinal Woelki im Kölner Dom

"Christi Wohlgeruch sollen wir sein"

Bei der Chrisam-Messe mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im Kölner Dom erneuern die Priester des Erzbistums Jahr für Jahr ihr Weiheversprechen. Kardinal Woelki dankte ihnen für den priesterlichen Dienst – besonders in Zeiten der Krise.

Chrisam und Salböl am Taufbecken / © Harald Oppitz (KNA)
Chrisam und Salböl am Taufbecken / © Harald Oppitz ( KNA )

Bei dem Pontifikalamt im Kölner Dom wurden, wie in allen Bischofskirchen in der Karwoche, die heiligen Öle geweiht. Zum Zeichen der Einheit aller Diözesanpriester sollen Priester aus allen Regionen des Bistums mit dem Bischof gemeinsam diese Messe feiern. Kardinal Woelki dankte den Priestern für Ihren Dienst und betonte die Bedeutung ihrer Berufung. "Christi Wohlgeruch sollen wir sein", sagte der Erzbischof, "das müsse vor allen Anstrenungen stehen".

"Ihr müsst mehr nach der Bergpredigt riechen"

Der wohl wichtigste Auftrag sei es, Menschen in den Dunstkreis des Herrn zu ziehen. Die Feier der Chrisam-Messe lade dazu ein, den Geruch von Jesus jeden Tag mehr anzunehmen. Die schwere Zeit, in der sich die Kirche befinde, mache deutlich, worauf es bei einem jeden ankomme: die Freundschaft zu Christus müsse das Leben prägen. Die geistigen Gifte und all das, was zum Himmel stinke - Ungerechtigkeiten, Missbrauch, Ausgrenzungen - brauchen den Wohlgeruch von Christus.

Ein Zitat von Mahatma Ghandi inspirierte den Kardinal diese Symbolik anzuwenden. Zwei Missionare in Indien wendeten sich in völliger Ratlosigkeit an Ghandi mit der Frage, was sie falsch gemacht hätten. "Ihr müsst mehr nach der Bergpredigt riechen", erwiderte dieser. Dieses Ereignis passe zu den Aussagen des Apostel Paulus über sein missionarisches Wirken: Gott verbreite durch den Priester den Geruch der Erkenntnis Jesu Christi an allen Orten.

Der Duft des Osterfestes 

Kardinal Woelki verdeutlicht dieses Bild auf die heutige Zeit und die Rolle des Priesters in der Gemeinde und Gesellschaft. Man könne riechen, ob etwas Gutes und Wohlmeinendes von einem Menschen, von einem Priester ausgehe. Orientiere man sich an allem, was gut riecht? Rieche man mal hier, mal da? Halte man die Nase zu, bei dem, was faul erscheint? Es könne der Duft der Liebe, des Frühlings und des Osterfestes durch den Priester strömen. 

Für den Erzbischof ist dieser Duft hauptsächlich in der Stille erfahrbar, abseits aller Strömungen, Wünsche, Planungen oder Erwartungen. "Das sei der Knackpunkt, die Verbindung mit dem Herrn", meint Woelki. Nur in einer Vertrautheit mit Christus könne ein jeder Priester seinem Umfeld und in allen menschlichen Beziehungen oder sogar im eigenen Hobby ausstrahlen und verströmen, was es heiße, dem Herrn zu folgen.

Statt Einzelkämpfer eine Mannschaft sein

Er wisse, dass in der Kirche dicke Luft herrsche, doch er wünsche sich ein Klima, in dem Menschen wieder frei atmen können. Dazu baut er auf die Mithilfe der Priester, denen er seinen Dank und seine Anerkennung ausspricht. Besonders denke Woelki an die verschiedenen Situationen in den Gemeinden, den Einsatz vor Ort, an Begegnungen und persönlichen Gespräche mit den Priestern, Diakonen und den Gläubigen. Vor allem die Krise, in der sich die Kirche befinde, erschwere die Seelsorge und die alltägliche Arbeit. 

"Von ihnen denken sicher einige manchmal, eher im Steinbruch als im Weinberg des Herrn eingesetzt zu sein", so drückt Woelki sein Mitgefühl für die Priester seines Bistums aus. Daher wünsche er sich, dass sie auch in den alltäglichen Sorgen zusammen stehen und nicht als Einzelkämpfer, sondern als eine echte Mannschaft mit einem gemeinsamen Ziel auftreten.

DOMRADIO.DE übertrug die Chrisam-Messe aus dem Kölner Dom mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. Es sang der Mädchenchor am Kölner Dom unter der Leitung von Oliver Sperling und Elena Szuczies. An der Orgel war Ulrich Brüggemann.


Mädchenchor am Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti (DR)
Mädchenchor am Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR