Geistliche Frühwerke von Mendelssohn und Mozart

Jugendliches Genie

Jugend schützt nicht vor Meisterschaft: bereits als Teenager schrieben Mozart und Mendelssohn Werke, die völlig zu Recht bis heute aufgeführt werden.

 (DR)

Mit Jugendwerken von berühmten Komponisten ist das ja so eine Sache. Einerseits kommt an der ein oder anderen Stelle schon das Genie durch, andererseits sind die meisten Werke eher Studienarbeiten, um sich bestimmte Komponierfähigkeiten anzueignen.

Schon vergangene Woche erklang in Musica das Magnifikat in D von Felix Mendelssohn Bartholdy. Da war er gerade mal 13 Jahre alt. In dieser Zeit beschäftigte er sich intensiv mit der Tradition der Kirchenmusik, studierte also die Musik von Bach, Händel oder auch Palestrina.

In diesem Zusammenhang ist übrigens auffällig, dass Mendelssohn am Anfang seiner Beschäftigung mit geistlicher Musik vor allem auf Texte aus der katholischen Liturgie zurückgreift. Erst im späteren Verlauf der 1820er Jahre wagte er sich an deutschsprachige Choralvertonungen.

Mit 19 Jahren schrieb er die Vertonung „Jesus meine Freude“ und tatsächlich finden sich einige Elemente der berühmten gleichnamigen Motette von Johann Sebastian Bach. Beispielsweise wendet er einen strengen Kontrapunkt an, der allerdings immer wieder aufgebrochen wird, in der Behandlung der Harmonik beweist aber Mendelssohn große Eigenständigkeit.

Den Beinamen "Waisenhausmesse" trägt die Missa in c-moll KV 139 eher auf Verdacht, denn es ist historisch keineswegs gesichert, dass der junge Mozart das Werk tatsächlich für die Einweihung der Wiener Waisenhauskirche schrieb. Bemerkenswert an der Messvertonung ist nicht nur die hohe musikalische Qualität.

Sondern vor allem der Entstehungszeitpunkt – gerade mal knapp 13 Jahre war Mozart alt, als er Ende 1768 oder Anfang 1769 die Messe schrieb. Eine infantile „Kindermesse“ ist das Werk aber keinesfalls, sondern eine ernsthafte und erstaunlich tiefgängige Missa solemnis. Mozart besetzte das Orchester äußerst üppig, nämlich mit zwei Oboen, vier Trompeten, zwei Pauken, drei Posaunen und Streichern, dazu kommen vier Gesangssolisten und Chor.