Wort des Bischofs

Die Freude am Herrn ist unsere Stärke

Synodaler Weg, Papstbrief, Evangelisierung: Die deutschen Bischöfe haben in Fulda hart miteinander gerungen - allerdings in "wirklich brüderlicher Weise", sagt Kardinal Woelki in seinem Wort des Bischofs.

 (DR)

Heute spreche ich zu Ihnen von Fulda aus. Alljährlich im Herbst kommen wir Bischöfe am Grab des Heiligen Bonifatius zu unserer Vollversammlung zusammen. In diesen Tagen haben wir in wirklich brüderlicher Weise über den Brief gesprochen, den der Heilige Vater nicht nur den Bischöfen, sondern uns allen als Pilgerndes Volk Gottes in Deutschland am Hochfest Petrus und Paulus im Juni geschrieben hat. Es ist ein wunderbarer Brief, mit dem Papst Franziskus uns von ganzem Herzen ermutigt, trotz der vielfältigen und ernsten Herausforderungen unserer Zeit, die aktuelle Situation als geschenkte Zeit des Herrn anzunehmen und sie mit Seinem Wort zu füllen. Wo das gelingt, befinden wir uns bereits auf dem Weg der Evangelisierung.

Evangelisieren heißt ja nicht "Mitgliedergewinnung", sondern es ist ein Weg der Jüngerschaft in Antwort auf die Liebe zu Dem, der uns zuerst geliebt hat. Der Heilige Vater stellt uns vor Augen, dass unsere Gabe ebenso wie unsere Aufgabe darin besteht, dass wir die Freude am Evangelium in die Welt von heute hinaustragen dürfen und sollen. Wir brauchen keinen aufgeregten Aktionismus, sondern die Gelassenheit aller, die ganz auf Christus setzen. Entscheidend ist doch, dass die Kirche in Deutschland mit Wort und Tat zeigt, wie schön es ist, im Angesicht des Herrn zu leben, zu wissen, dass Er uns begleitet und umgibt: "Denn die Freude am Herrn ist unsere Stärke" (Neh 8, 10). Daraus erwächst alles - auch die Zukunft.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln