"Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!" (Lk 17,13)
Auslegung zum Sonntagsevangelium von Peter Köster
Aussätzige galten nach damaligem Verständnis als von Gott gezeichnete Sünder. Sie sind aus der sozialen und kultischen Gemeinschaft des Gottesvolkes ausgeschlossen (Lev 13,45 f.). In späterer Zeit waren außer Jerusalem nur die von alters her mit Mauern umgebenen Städte für Aussätzige gesperrt. In allen übrigen Ortschaften des Landes durften sie sich aufhalten. Nur „gesondert“ (Lev 13,46), d. h. für sich allein mussten sie wohnen. Sie sollten ihre Kleider einreißen, ihr Haupthaar ungepflegt lassen und andere Menschen durch lautes Warnrufen von sich fernhalten.
Anstatt des gebotenen „Unrein! Unrein!“ rufen die Ausgestoßenen hier von Weitem: „Jesus, Meister, erbarme dich unser!“ Sie bitten um Leben, – um Leben mit den Menschen, um Leben mit Gott … Ohne leidenschaftliche Sehnsucht nach Leben gibt es keine Offenbarung.
Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Oktober 2019