"Singen ist uncool" und "Chorsingen macht Spaß". Das sind dieser Tage zwei Aussagen von jungen Leuten gewesen. Wenn wir im Kloster Mädchentreffen oder Wochenenden veranstalten, wird immer gern und richtig viel gesungen und Musik gemacht. Aber im Gottesdienst mit manchmal tausend Schülerinnen und Schülern singen eher die Fünftklässler mit. Musik wäscht den Staub des Alltags von der Seele, heißt es zwar, aber Jugendliche haben eher Angst, sich zu blamieren, wenn sie zeigen, dass ihnen gottesdienstliche Lieder und Gesänge gefallen.
Am Freitag ist der Tag der heiligen Cecilia, einer frühchristlichen Märtyrerin, die zur Patronin der Kirchenmusik ernannt worden ist. Liturgie ohne Musik, Gottesdienste ohne Gesang, Stundengebet ohne Orgel – geht eigentlich gar nicht. Sie kennen das doch auch: Wenn in einer vollen Kirche ein Brausen des Orgelspiels oder ein vielstimmiger Chor erklingt, bekommen wir schon mal Gänsehaut, weil es so schön ist, weil es uns packt.
Nach einem Benefizkonzert vorige Woche haben vier Chöre mit allen Besuchern ein Lied zum Schluss gemeinsam gesungen, und man konnte ringsherum sehen, dass manche Leute Tränen in den Augen hatten, weil es göttlich schön war. Viele Bereiche unseres Inneren werden durch Musik und Gesang erst erreicht, wo Worte kaum etwas auslösen.
Meine Oma kannte die alte Weisheit: "Gesang ist doppeltes Gebet", weil eben nicht nur Verstand und Mund zusammen klingen, sondern Herz und Seele und der ganze Körper. Da ist es dann auch egal, wo wir singen: unter der Dusche oder im Stadion, bei Konzerten oder Partys, auf dem Heimweg von der Kneipe oder im Gottesdienst. Singen tut gut, ist manchmal doppeltes Gebet und wäscht den Staub des Alltags von der Seele.